Von Zittau nach Frieswil bei Bern



Ergänzungen zum Elberadweg:
Ganz vergessen zu berichten hatten wir vom Eichenprozessionsspinner. In etlichen Landstrichen entlang der Elbe wurden wir mit einem Verkehrsschild: „Achtung Eichenprozessionsspinner, Allergiegefahr“ vor ihm gewarnt. Doch bis anhin hatten wir keine Ahnung von diesem Spinner, bis Christian verstärkt und Katja ein bisschen Hautausschlag, verbunden mit einem massiven Juckreiz, bekamen. Oh, wie unangenehm. Zumindest trat bei uns nicht das Schlimmste ein, nämlich Atemnot und Schock.
Mit Dresden und Umgebung beginnt für Katja ihre Heimat. Sie bemerkte, dass dies im Text viel zu kurz gekommen ist, obwohl ebenfalls am Elberadweg gelegen. Für Nichtkenner lohnen das Elbflorenz Dresden, die Porzellanstadt Meissen, die Karl May-Stadt Radebeul mit dem Karl May-Museum und die Sächsische Weinstrasse.

Weingut bei Meissen
Montag, 14.7.2014 …Sonntag, 20.7.2014
Wir verabschieden uns von Katjas Eltern und machen uns auf den Weg nach Tschechien, dessen nordwestlichen Teil wir in Richtung Regensburg durchradeln wollen. In Lückendorf im Zittauer Gebirge, dem übrigens kleinsten Gebirge Deutschlands, überqueren wir die Grenze. Vier Tage sind wir in diesem Land unterwegs. Es ist hügelig bis bergig geprägt und in weiten Teilen sehr ländlich. In den kleinen Dörfern scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Hier zeigt sich noch deutlich der „Charme“ des Verfallenen aus längst vergangenen sozialistischen Zeiten. Tschechien ist das Land der Burgen, Schlösser und des Bieres. Die Erstgenannten sind zahlreich vorhanden und nicht zu übersehen, und viele Hopfenfelder verraten uns, dass hier nach wie vor fleissig Bier gebraut wird. Neben Hopfen dominieren riesige Weizen-, Sonnenblumen-, und Mohnfelder.

Burg in Tschechien
Die historischen Innenstädte sind schon schön restauriert. Roudnice nad Labem, Launy, Stribro und Domazlice sind durchaus einen Besuch wert. Auch das stattliche Kloster Kladruby ist sehr sehenswert. Leider ist es, ohne der tschechischen Sprache mächtig zu sein, schwierig, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, denn englisch ist quasi nicht verbreitet und deutsch wird mehr oder weniger nur in den Grenzregionen gesprochen. - Im ländlichen Tschechien war es für uns nicht sehr schwierig, geeignete Plätze zum Zelten zu finden. Am Fusse des Berges Cerchov  (Schwarzkopf) sind wir wieder im Grenzgebiet zu Deutschland und radeln aus dem Böhmischen in den Bayrischen Wald. Am Perlsee gibt es einen hübschen Campingplatz, wo wir unser Zelt aufschlagen und Katja sogleich ins kühle Nass des Sees hinausschwimmt. Weiter geht es ein Stück entlang des Schwarzachtal-Radweges bis Neuenburg vorm Wald, weiter über Berg und durch Tal bis Nittenau am Fluss Regen, dessen Verlauf uns schliesslich nach Regensburg führt.

In Domazlice
Montag, 21.7. und Dienstag, 22.7.2014
Wir erkunden die wundervolle Altstadt des Unesco-Weltkulturerbes Regensburg. Ebenso besuchen wir das Schloss der Fürsten von Thurn und Taxis, eines aufgestiegenen Adelsgeschlechts, das seit 1748 in Regensburg ansässig ist und im 16.-18. Jh. seinen Aufstieg und Reichtum als Postunternehmen erlangte. Im Alten Rathaus der Stadt tagte von 1663- 1806 der immerwährende Reichstag. Heute beherbergt es das sehr interessante Reichstagsmuseum. Kirchen gibt es viele zu besichtigen, vom gotischen Dom St. Peter bis zu mit Prunk und Pracht überladenen Barockkirchen. Vom Kirchturm der Dreieinigkeits-Kirche geniessen wir einen prächtigen Ausblick über diese schöne Stadt. Beim Schlendern laden zahlreiche Restaurants, Eisbars und trendige Cafes zur Einkehr ein.

Dächer und Dom von Regensburg
Unser Domizil ist der sehr angenehme und empehlenswerte Kanu-Campingplatz, direkt an Radweg und Donau, rechsseitig gelegen, flussaufwärts ca .20-30 min Fussweg von der Altstadt entfernt. Hier lernen wir ein sehr nettes radelndes Schweizer Ehepaar kennen, Dominik und Annemarie aus Hochdorf bei Luzern, sowie andere nette und interessante Reisende.
 
Mit Dominik und Annemarie auf dem Kanu-Camping in Regensburg
Mittwoch, 23.7.2014……..8.8.2014
Der Donau-Radweg führt uns weiter durch viele geschichtsträchtige Orte und Städte. Eine Sehenswürdigkeit folgt der anderen, wie Kehlheim mit der Befreiungshalle (zu der wir hinaufradeln), Ingolstadt, Neuburg, Donauwörth, Lauingen, Günzburg und Ulm. Die Kehlheimer Befreiungshalle wurde zum Andenken an die gewonnenen Schlachten gegen Napoleon während der Befreiungskriege von 1813-1815 errichtet. Auftraggeber war König Ludwig der Erste von Bayern.

Befreiungshalle bei Kehlheim
Von Günzburg wissen wir zu berichten, dass es dort linksseitig der Donau einen super gastfreundlichen Kanu-Club hat. Uns wurde extra Trinkwasser besorgt, weil dort keines vorhanden ist und wir wurden eingeladen, mit ihnen den Abend am Lagerfeuer zu verbringen. In Ulm wollen wir eigentlich einen Tag Pause einlegen. Doch auf diesem Kanu-Camping campiert gerade eine grosse Gruppe von mehreren Familien aus der Gegend von Magdeburg. Sie sind die ganze Nacht, bis in die frühen Morgenstunden, so laut, dass wir kein Auge zukriegen. Auf unsere Frage, ob sie denn in der kommenden Nacht wieder so lange so laut sind, kommt die prompte Antwort:“ Klar doch, es ist unser letzter gemeinsamer Abend“. Frei nach dem Motto: Es ist uns scheissegal, ob die anderen Campinggäste schlafen können oder nicht! Leider gibt es eben auch rücksichtslose Zeitgenossen, weshalb wir lieber zusammenpacken und weiterradeln. Doch die schöne Altstadt von Ulm lassen wir uns trotzdem nicht entgehen. Besonders herzig ist das alte Fischer- und Gerberviertel. Katja klettert sogar noch auf den mit 161m höchsten Kirchturm der Welt des Ulmer Münsters.

Das Gerber- und Fischerviertel in Ulm
Von Ulm nehmen wir die Alternativroute entlang der Blau bis zum Fachwerkstädtchen Blaubeuren und dem Blautopf, der nach dem Achtopf die zweitwasserreichste Karstquelle Deutschlands und 21m tief ist. Zurück auf dem Donauradweg gelangen wir beim Kloster Zwiefalten in eine Radweg-Sackgasse und beschliessen, nicht zurück zu fahren, sondern über die Hügel bis nach Sigmaringen zu radeln. Gesagt, getan.

Blautopf, Quelle der Blau
Sigmaringen begrüsst uns mit dem wunderschönen, über der Donau hochaufragenden Schloss der Hohenzollern. Hier wollen wir nochmal versuchen, einen Tag zu pausieren und stellen unser Zelt auf dem hiesigen Campingplatz auf. Wir sind gerade mit dem ausgedehnten Abendessen fertig, da zieht eines der prognostizierten heftigen Gewitter auf. Es blitzt und donnert und giesst in Strömen. Im Nu sind die zum Zelten zugelassenen Plätze eine grosse Pfütze und viele Zelte saufen ab. Was machen? So schnell wie möglich bauen wir unser Zelt dort ab und bauen es auf einem Schotterplatz zwischen den Blockhütten wieder auf. Da unser Zeltboden schon stark gelitten hat, ist leider nicht alles ganz trocken geblieben. Bis wir uns endlich zur Nachtruhe betten können, müssen wir unser Zelt noch gut austrocknen. Etliche Camper sind von dem heftigen Gewitter betroffen und suchen Unterschlupf in den Blockhütten. Die Gäste in den Miethütten sind auch ausgesprochen hilfsbereit. Den Campingplatzbetreibern geht es primär darum, von den Aufgenommenen die Hüttenmiete zu kassieren. Des weiteren scheinen sie panische Angst davor zu haben, dass es in den Mithütten schmutzig wird. Das ist uns und vielen anderen ziemlich sauer aufgestossen. Christians Äusserung, es sei hier ja noch schlimmer als in der Schweiz, wo aus jeder Notsituation möglichst  Profit gemacht werde, führt am folgenden Tag zu einem Campingplatzverweis!

Schloss Sigmaringen
Da gehen wir eben in die Sigmaringer Jugi. Christian hat ja noch eine Gruppenmitgliedskarte, allerdings vom Jahr 2012. Aber er glaubt, er hätte den Beitrag während unserer Reise weiterhin bezahlen lassen (was leider, wie wir im Nachhinein feststellen, so nicht stimmt). Die freundlichen Betreiber der Jugi glauben uns das ohne weiteres, und wir können für zwei Nächte ein Zweibettzimmer beziehen. Schliesslich brauchen wir noch etwas Zeit, all unser Zeug zu trocknen, wofür in dieser Jugi reichlich Platz vorhanden ist. Obendrein schmeckt das Abendessen hier vorzüglich, und auch das Frühstücksbufett ist nicht zu verachten. Wirklich empfehlenswert! - Natürlich statten wir noch dem schönen Schloss einen Besuch ab, schlendern durch die kleine Altstadt, gehen zum Friseur, kehren in ein Cafe ein und lassen uns reichlich Kaffee und Kuchen schmecken, Mhmmmm. - Für uns ist die Strecke von Sigmaringen nach Tuttlingen die landschaftlich schönste Strecke des Donau-Radweges. In diesem Abschnitt erheben sich beidseitig Felswände, die wohl auch gut zum Klettern geeignet sind. Oftmals sitzt hoch oben noch eine Burg darauf.

Junge Donau, zwischen Tuttlingen und Sigmaringen
In Donaueschingen ist die Donauquelle derzeit wenig spektakulär, denn sie wird neu eingefasst und ist deshalb eine Baustelle. Von nun an geht es durch den Schwarzwald direkt in Richtung Schweiz. Am Vormittag des 2.8.2014 erreichen wir die Grenze bei Wil/Hüntwangen. Wir fahren erst einmal nach Schwerzenbach am Greifensee, um dort Christians Schwester für drei Tage zu besuchen. Danach radeln wir entlang des Aare-Radweges bis Port bei Biel, um Freunde zu überraschen.  Am 8.8.2014 fahren wir unsere allerletzte Etappe bis nach Frieswil zu Christians Bruder und seiner Familie, wo wir im Gartenhäusl ein vorläufiges zu Hause finden. Am Ortseingang von Frieswil geniessen wir auf einer Bank sitzend das allerletzte Mittags-Picknick unserer langen Reise und den Blick über ein schönes Stück Schweiz. Bis wir aber wieder ein „geordnetes Leben“ führen, braucht es wohl noch etwas Zeit. – Die Jobsuche ist für Christian viel einfacher als befürchtet: ein Anruf genügt, und schon ist er wieder in der alten Firma angestellt. 

Aarburg, schon fast Zuhause

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