Von Chugchilan nach Tulcan



Dienstag, 29.10.2013
Nach dem guten Frühstück machen wir uns heute wieder auf den Weg. Noch scheint die Sonne. Bis nach Sigchos fahren wir auf einer Ripio-Piste, für ecuadorianische Verhältnisse eben, was heisst, in stetem welligem Auf und Ab. In Sigchos gönnen wir uns mal wieder ein Mittagsmenü: eine cremige Gemüsesuppe, Hähnchen an einer Sosse mit Linsen und viel, na was schon, Reis. Für die zwei Dollar pro Person erhält man dazu noch einen „Tomate del Arbol“-Saft. Denn hier in Ecuador gibt es neben der Tomate von der Staude noch die Tomate vom Baum. Diese Frucht schmeckt wie ein Gemisch aus Tomate und Khaki, ist recht säuerlich und wird mit Zucker und Wasser zu süffigem „Jugo“ püriert. -Als wir weiterfahren, sieht es arg nach Regen aus. Aber noch hält sich dieser zurück. Nach mehreren Tal-und Bergfahrten folgt der lange Anstieg bis zur Passhöhe des Cerro Azul auf 3546müM. Aber auch dieser ist mit kleinen Abfahrten versehen, so dass wir ab und zu ins Frieren kommen. Die Wolken lullen uns ein, es fängt an zu regnen und es bleibt nass. Links und rechts im Nebel sehen wir immer wieder kleine Bauernhöfe mit Fleckvieh. Manche werden gerade von der Weide nach Hause geholt und versperren zeitweise die Strasse, andere werden von Hand auf der Weide gemolken. -Irgendwann, wie uns scheint nach einer Ewigkeit, erreichen wir die Passhöhe. Jetzt rauschen wir bergab, bis nach Toacazo. Dabei erhalten wir noch einen fantastischen Blick auf den Vulkan Cotopaxi, bevor es dunkel wird. Im Ort fragen wir uns nach einer Unterkunft durch. Die Feuerwehr ist hier nicht ansässig, somit bleibt nur noch eine Möglichkeit: der grosse Holzchalet-Komplex von Marina Almeida. Die ältere Frau heisst uns herzlich willkommen, macht heisses Wasser für Tee und heizt den Ofen im Foyer ein. Wir plaudern noch eine Weile mit ihr, bevor wir uns nach einer heissen Dusche nach den heutigen 75 km und 1500 Höhenmetern zur wohlverdienten Ruhe betten.

Strassensperre
Mittwoch, 30.10.2013
Heute Morgen fällt uns das Aufstehen schwer. Die gestrige Etappe hat uns ziemlich geschafft und wir fühlen uns nicht sonderlich ausgeruht. Es kostet viel Überwindung, uns um 6.30 Uhr unter den Wolldecken hervorzuwälzen und unser Haferbrei und Kaffee –Zmorge zu kochen. Beim Frühstück geniessen wir den Ausblick auf den noch wolkenfreien Cotopaxi. Doch am Horizont lauern die Wolken schon, den schönen Vulkan einzuhüllen. Es wird nicht mehr lange dauern…Gegen 9.30 Uhr machen wir uns müde auf den Weg und unsere Körper schreien nach Ruhe. In verschiedenen Läden im kleinen Ort Lasso kaufen wir noch ein paar Lebensmittel zusammen, bevor wir nach einem kurzen Stück auf der Panamericana R35 in Richtung Cotopaxi-Nationalpark nordöstlich abbiegen. Der Himmel hat sich mittlerweile schwarz verfärbt und ein bedrohliches Donnergrollen kommt näher. Hoffentlich schaffen wir es noch trockenen Rades bis zu den 5km entfernten Guardaparques am Nationalparkeingang… Ja, wir schaffen es. Aber das erhoffte Dach über den Kopf gibt es für uns nicht, „ihr könnt  aber da drüben zelten“. Aber da drüben passt uns nicht und wir schlagen unser Lager um ca. 15 Uhr auf dem Kiesfussballplatz auf. Erst als wir es uns in unserem Hüsli gemütlich gemacht haben, fängt der Regen an zu prasseln. Wir schlafen erst einmal ne Runde. Kurz bevor die Sonne zur Nachtruhe verschwindet, wirft sie nochmals einen Blick auf die Erde und zaubert einen wunderschönen Regenbogen. In der Dämmerung sehen wir, dass sich der Cotopaxi wieder frei gemacht hat.

Dahinter verbirgt sich der Volcan Cotopaxi
Donnerstag, 31.10.2013
Heute fühlen wir uns wieder gut ausgeruht und fit für den kommenden Anstieg. Nach ein paar Fotos vom schönen Vulkan geht es los. Pünktlich, zur wohlverdienten Mittagspause, erreichen wir die Lagune auf der Passhöhe. Der Vulkan hat sich mittlerweile wieder ganz in Wolken gehüllt, dafür geniessen wir beim Essen den Ausblick auf die Lagune und die dahinter liegenden Berge. Danach rollen wir erst einmal mehrheitlich abwärts, allerdings auf einer schlechten Schotterpiste. Nach dem Verlassen des Nationalparkes geht diese Schotterpiste in eine üble Natursteinpflaster-Piste über. Über zum Teil sehr steile Abfahrten und ebensolche kurze Anstiege, erreichen wir das nun ca. 30km entfernte und ca. 1200 Höhenmeter tiefer gelegene Sangolqui in 4 Stunden. Gegen 6.00 Uhr haben wir es geschafft und checken in einem Hostal in einen sehr grosszügigen Raum ein.

Da ist er
Freitag, 01.11.2013
Noch 20 km bis Quito, Stadtteil Mariscal Sucre in der Neustadt, wo es etliche Unterkünfte gibt und auch sicherer sein soll als in der Altsdadt. Also auf! Erst einmal geht es noch runter bis auf 2200müM, bevor es wieder bergauf geht, denn Quito liegt auf ca. 2800müM. Auf der 3spurigen Stadtautobahn ist das wahrlich kein sonderliches Vergnügen aber leider dennoch die einzige einigermassen vernünftige Möglichkeit. Zwischendurch müssen auch noch zwei Platten geflickt werden. Aber, wie schon befürchtet und auch ein wenig erwartet geht es nicht nur hoch, sondern nochmals runter, über einen Bach und drüben wieder hoch, denn Ecuadors Hauptstadt ist, wie das ganze Land, eine recht bergige Angelegenheit. Am frühen Nachmittag finden wir ein für uns passendes Zimmer im Backpackers Inn, für 22 Dollar pro Nacht mit Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche. Beim ersten Erkunden der näheren Umgebung stellen wir fest, dass sich so ziemlich um die Ecke die grosse Ausgehmeile von Quito befindet, mit vielen Bars, Restaurants und Discotheken. Da heute Freitag ist, ist auch so richtig viel los.

Im Ausgehviertel Mariscal
Samstag, 02.11.2013
Am Morgen bewegen wir uns erst einmal wieder bis zu einem Fahrradladen. Dort kaufen wir eine 160er Bremsscheibe und einen Mantel für Christians Hinterrad. Danach machen wir uns auf, die unter Unesco- Weltkulturerbe stehende Altstadt von Quito zu erkunden. Im Parque El Ejido, den wir auf unserem Weg in Richtung Altstadt durchqueren, ist am Wochenende immer grosser Kunsthandwerkermarkt und viel Volk versammelt. Die Altstadt ist voller schöner restaurierter Kolonialgebäude und prunkvoller Kirchen. Leider treibt sich hier auffällig viel Gesindel herum. Deshalb ist das Polizeiaufgebot an den touristischen Orten und Plätzen gross. Trotzdem muss man gut auf sein Hab und Gut aufpassen und soll sich möglichst bei Dunkelheit nicht mehr in der Altstadt aufhalten. Auch soll man El Panecillo, den Aussichtspunkt, nicht zu Fuss über die Treppen erklimmen, da sich hier in letzter Zeit viele Raubüberfälle ereignet haben. Wir haben uns noch an keinem anderen Ort so unsicher gefühlt wie da, und es ist schade, dass man diese schöne Altstadt nur mit ständigem „auf der Hut“ sein „geniessen“ kann.

Franziskanerplatz in Alt-Quito
Sonntag, 03.11.2013
Christian hat nicht mehr so viel Lust auf die Altstadt und macht sich fleissig an das Putzen und Warten unserer Fahrräder. Bei Katja ist schon wieder ein Kettenwechsel zu machen (nach ca. 1500 km). Am Abend sehen diese wieder wie neu aus. - Katja begibt sich nochmals in die Höhle des Löwen, um die gestern noch nicht gesehenen schönen Ecken, Plätze, Strassen und Kirchen zu erkunden. In der Altstadt ist heute überall viel los; es finden an verschiedenen Orten Musik- und Tanzdarbietungen statt und es ist viel Volk unterwegs.

Altstadt Quito, Plaza Grande
Montag, 04.11.2013
Katja fühlt sich heute nicht sehr wohl. Irgendwas hat sie gestern gegessen, was nicht gut war; der Obstsalat oder die indischen Empanadas? Jedenfalls ist heute bei ihr Ruhe angesagt. Mal wieder mit den Eltern zu skypen ist schön, doch leider ist die Verbindung nicht sehr zufriedenstellend. Kommt hinzu, dass es Katja plötzlich ganz, ganz übel wird und sie sich übergeben muss. Naja, ist ja gut, wenn das Üble raus ist. Christian klappert derweil, auch wenig zufriedenstellend, noch ein paar Fahrradläden ab, auf der Suche nach einem guten Pneu und einer 180er Bremsscheibe für`s Vorderrad und um eventuell das mittlerweile ziemlich ausgeschlagene Lager des Hinterraddämpfers reparieren zu lassen...

Altstadt Quito, Aussichtspunkt Panecillo im Hintergrund
Dienstag, 05.11.2013
Christian bleibt hartnäckig und macht sich heute nochmals auf den Weg zu anderen Fahrradläden. Heute ist er zum Glück erfolgreicher und er montiert auch gleich noch den neuen Vorderradmantel. -Katja besucht am Vormittag das Midalae-Museum, welches Kleidung, Schmuck, Ritualgegenstände, Musikinstrumente und Gebrauchsgegenstände der verschiedenen indigenen Bevölkerungsgruppen von Ecuador zeigt. Das Amazonas-Museum, welches Katja ebenfalls besuchen möchte, ist derzeit wegen Umbau leider geschlossen. – Heute Abend gehen wir zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Quito Buffet-Essen. Dieses Restaurant entdecken wir  auf der Suche nach einem schmackhaften Abendessen ohne viel Reis zufällig. Doch das angebotene Essen ist insgesamt leider nicht sehr lecker und das Meiste schon sehr lange auf diesem Buffet.

Wenn die Wartezeit im Laden zu lang wird....
Mittwoch, 06.11. 2013
Mit dem starken Verkehr wälzen wir uns mehrheitlich bergab aus der Stadt. Im Vorort Cumbaya wollen wir eine Zahnärztin aus der Ärzteliste der Deutschen Botschaft aufsuchen, denn Christian plagen mal wieder Zahnschmerzen, weil sich die alte argentinische Plombe verabschiedet hat. Die betreffende Zahnärztin hat derzeit Urlaub, somit versuchen wir es im Privatspital “Hospital del Valle“. Dort erklärt sich eine Zahnärztin bereit, den Nachmittagsdienst bereits um 12.30 Uhr statt um 15.00 Uhr anzufangen. Somit brauchen wir nur eine Stunde zu warten, bis Christian pünktlich dran kommt. Katja schiebt derweil im Park des modernen Krankenhauses Wache bei den Fahrrädern. Um 14.30 Uhr kommt Christian endlich von der Behandlung zurück. Fazit: die alte Zahnplombe wurde erneuert, sowie zwei neue Kariesstellen behandelt. Kostenpunkt: 200 Dollar. – Danach fahren wir die noch ca. 5 km nach Tumbaco zur Casa de Ciclista. Über uns ist der Himmel bedrohlich schwarz, es donnert und Blitze zucken über den Himmel. Bei Santiago stellen wir unser Zelt neben zwei anderen Zelten unter einem Dach auf. Ausser uns sind noch ein dänischer und ein bulgarischer Reiseradler zu Gast. Die Beiden planen gemeinsam ein Wohnfloss aus Bambus mit kleinem Aussenborder und, für die Stromversorgung, mit Solarpanel zu bauen, mit dem sie den Amazonas bis zum Atlantik runter schippern wollen.

Zelten in der Casa de Ciclista in Tumbaco
Donnerstag, 07.11.2013
Von Tumbaco, bzw. von Cumbaya, gibt es einen 40 km langen Fahrradweg bis nach El Quinche entlang einer alten Bahnstrecke. Diesen Weg nehmen wir, um dem Abgaseschnüffeln auf der Panam zu entgehen. Ausserhalb von Dörfern und Ansiedlungen führt der Radweg durch kleine Schluchten durch Tunnel und über Brücken, innerhalb bewohnter Gebiete ist er trostlos und es liegt viel Müll herum. Die Beschaffenheit des Veloweges ist insgesamt als schlecht zu betrachten. - Im Wallfahrtsort El Quinche  finden wir schliesslich in der Nähe der Plaza eine „Einigermassen – Unterkunft“ in einem von aussen doch ansprechenden Gebäude. Für 15 Dollar dürfen wir uns auf eine harte Matratze betten und das auslaufende Waschbecken im Bad geniessen. Naja, immer noch besser, es ist das Waschbecken und nicht die Toilette….

Radweg für Abenteurer
Freitag, 08.11.2013
Bis ins 35 km entfernte Calambaya fahren wir heute auf der Panam, wobei es immer hoch und runter geht. Von den Anhöhen blicken wir auf zahlreiche Gewächshäuser ringsum. Hier ist das Zentrum der ecuadorianischen Blumenindustrie. Ein Drittel des „Valentinstags-Rosen“ Bedarfs der USA wird in Ecuador produziert. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt. Angeprangert wird: die Verwendung hochgiftiger Pestizide und Fungizide, die fehlenden Schutzausrüstungen für die Angestellten, die Unterbezahlung und die 70-80 Arbeitsstunden pro Woche. - Kurz vor der kleinen Stadt Calambaya unterhalb des gleichnamigen schneebedeckten erloschenen Vulkanes passieren wir zuerst das Denkmal und, laut GPS, 210 m später den Äquator selbst. Bei der steinernen Erdkugel machen wir an einer schattigen Stelle Mittagspause, denn die Äquatorsonne brennt heiss vom Himmel. Aus einem leeren Restaurant dröhnt die übliche Konservenmusik. Selbst am Äquator hat man keine Ruhe denken wir. Wirklich genau auf dem Äquator befindet sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite die im Jahr 2005 erbaute Sonnenuhr. - Nach den sehr detaillierten Erklärungen zur Funktion dieser Uhr und den Hinweisen auf Bauwerke früherer Kulturen, die sich recht  genau auf dem Breitengrad Null befinden, radeln wir nur noch bis ins Stadtzentrum und lassen es für heute gut sein. Im Hostal“Calambaya“ finden wir einen angenehmen Ort zum Bleiben.

Du im Norden, ich im Süden
Samstag, 9.11.2013
Wir fühlen uns beide nicht fit heute und beschliessen zu bleiben. Uns plagen Magen-Darm-Probleme, dazu hat Katja wohl gestern am Äquator einen leichten Sonnenstich erwischt mit Kopfschmerzen und sonstigem Unwohlsein. Nichts desto trotz macht sich Katja per Bus ins 30 km entfernte Otavalo auf, um den grossen und berühmten Samstagmarkt zu besuchen. Auf dem Tiermarkt werden Kühe, Schweine und Schafe, an Pflöcken gebunden, feil geboten, Hühner verlassen gebündelt, in Säcken oder in Kisten den „Ladentisch“, kleine Kläffer werden von den neuen Besitzern streichelnd davongetragen und dicke Meerschweinchen warten auf Käufer. Auf dem grossen Tagesmarkt herrscht wie schon auf den anderen Märkten eine Fülle an Warenangeboten, sowie Essens- und Saftständen. Lebende, dicke Schmetterlingsraupen, die gegrillt ein Allerweltsheilmittel sind, oder auch als Salbe Anwendung finden, runden das kulinarische Angebot ab. Vielleicht hätten die auch gegen Christians Dünnpfiff geholfen. - Hinzu kommt der riesige Kunsthandwerkermarkt, wo eine Vielzahl bunt gewebter und gestrickter Schals, Decken, Umhänge und Hosen angeboten werden. Des Weiteren gibt es Wandbehänge, Wollsachen, Schmuck, Bilder, Federschmuck für Feste und, und, und… Die Otavaleños tragen stolz ihre Tracht; die Frauen lange dunkle Röcke, bunt bestickte Blusen, goldene Ketten und Ohrringe und auf dem Kopf, zum Schutz vor der Sonne, ein schwarz- weisses Tuch; die Männer tragen weisse Hosen, ein weisses Hemd, darüber einen dunklen Poncho und auf dem Kopf einen Filzhut. Es ist immer wieder schade, dass sich die Indigenas in ihren schönen Trachten nur sehr ungern bis gar nicht fotografieren lassen. - Christian verbringt derweil den Vormittag mehr oder weniger auf dem Klo, versucht sein Licht am Fahrrad zu reparieren und muss dabei feststellen, dass die Lampe an sich kaputt ist. Auch hat er die Hoffnung, den holpernden Freilauf der „Billig-Nabe“, die er seinerzeit auf der Carretera Austral gekauft hat, ersetzen zu können, was leider aber nicht gelingt.

Geknüpftes und Bemaltes in Otavalo
Sonntag, 10.11.2013
Über Olmedo radeln wir auf ruhiger Strasse  durch grünes Land und kleine Dörfer bis nach Ibarra. Zwischendurch geben die Wolken den Blick zum Schnee-Gipfel des Vulkan Cayambe frei. Die ersten bergaufführenden 15 km sind asphaltiert, danach rumpeln wir auf Empiedrada von 3100 müM bis auf 2200 müM bergab bis in die sogenannte weisse Stadt Ibarra, wo wir im Hotel „Barcelona“ unterkommen.

Vulkan Cayambe
Montag, 11.11.2013
Katjas Geburtstag gehen wir ruhig an: ausschlafen, gemütliches Frühstück im Hotelzimmer, Stadtbummel durch die gemütliche und schöne „Metropole“. Das Kaffeetrinken klappt beim zweiten Anlauf, weil das erste Lokal zwar eine Kaffeemaschine besitzt, den Cappucino aber instant angerührt serviert. Im zweiten Café kommen wir mit zwei Strassenbauingenieuren ins Gespräch und erfahren viel über die aktuelle Politik. Anschliessend skypt Katja mit ihren Eltern und Christian geht zum Velomech und lässt den Freilauf und die Konen des Radlagers wechseln. Zum Abschluss des Tages gehen wir noch fein essen.

In Ibarra
Dienstag, 12.11.2013
Heute steht ein Ausflug mit dem Fahrrad um die nahegelegene Laguna de Yahuarcocha an und wir versuchen gleichzeitig noch einen Geo-Cache zu finden. Bei unserer Ankunft am Wasser kommt uns ein italienischer Reiseradler entgegen und empfiehlt den am See gelegenen Campingplatz „Sommerwind“ wärmstens. Wir fahren hin und treffen auf brasilianische, deutsche und schweizerische Reisende. Der Ort und das Ambiente gefallen uns gut und wir beschliessen, morgen überzusiedeln. Der Tilapia-Fisch, den man im Nachbardorf essen kann, schmeckt uns überhaupt nicht. Ob wir wohl das falsche Lokal erwischt haben? Es gibt hier nämlich eine Unzahl an Restaurants. Jedes Wochenende kommen an die 15000 Personen her, um diesen ekligen schlammfressenden Fisch zu konsumieren.

Schlammfisch Tilapia
Mittwoch, 13.11.2013
Der Umzug findet statt und Hans, der Besitzer des Campingplatzes, bietet uns an, den von uns ins Auge gefassten Ausflug zur Küste, mit ihm und einem deutschen Reisepaar zu unternehmen. Mit viel erzählen mit Hans und Patrizia vergeht der Tag und wir erfahren viel aus der Lebensgeschichte der deutschen Auswanderer.

Laguna de Yahuarcocha
Donnerstag, 14.11.2013
Wir bauen unser Zelt wieder ab, um es während unserer Abwesenheit mit unseren Sachen unterstellen zu können. Wie abgemacht, geht es um 15 Uhr los. Im Grossen und Ganzen geht die Fahrt entlang des Rios Mira hinab ins schwülheisse tropische Küstentiefland. Unterwegs zeigt uns Hans Kakao-, Palmöl-, Teakholz- und Balsaholzplantagen.

Ganz kleine, dahinter erntereife Ölpalmen
Er erzählt uns, dass er und Patrizia ins Balsaholzgeschäft einsteigen wollen und sie schon ein entsprechendes Grundstück ins Auge gefasst haben. Balsaholz ist ein sehr leichtes, schnellwachsendes (bis zu 35cm Stammdurchmesser pro Jahr) und dennoch recht stabiles Holz, das zum Beispiel im Flugzeug(modell)bau, im Yachtbau und bei der Fertigung von Windgeneratorflügeln verwendet wird. Vorherrschend ist aber immer noch der Sekundärurwald, das heisst, nach der Abholzung der Urwaldriesen wieder gewachsener Regenwald. Viele zur Viehhaltung gerodeter Flächen liegen heute brach, weil sich die Viehwirtschaft nicht mehr rechnet. Dies ist ein gefundenes Fressen für die Palmölindustrie. Die Bauern verkaufen ihre Grundstücke aber sehr ungern, weil in der Palmölproduktion mit sehr viel Agrochemie gearbeitet wird, die ihnen das Trinkwasser versaut. Obwohl telefonisch alles abgemacht war, versichert sich Hans in Borbon, ob für die morgige Bootsfahrt tatsächlich alles klar ist. Hier wird ersichtlich, was wir schon gelesen hatten: Im Nordwesten von Ecuador leben viele Nachkommen der afrikanischen Goldsuchersklaven. Dann fahren wir weiter nach Las Peñas, wo wir unsere Unterkunft am Strand beziehen und anschliessend  Meeresgetier zu Abend essen.

Hans in den Strassen von Borbon
Freitag, 15.11.2013
Nach dem „Morgenschwumm“ von Hans im Hotelpool fahren wir ins Dorf, um zu frühstücken. Natürlich hat das Lieblingsrestaurant von Hans immer noch geschlossen und wir weichen in eine andere der vielen Strandbeizen aus. Es gibt Rührei mit Garnelen, Brot und Kaffee. Mit südamerikanischer Verspätung erreichen wir um 9:30 Borbon und besteigen den schmalen, undichten Holzkahn. Zum Glück können wir etwas erhöht auf niederen Holzstühlen sitzen. Dank schöpferischer Tätigkeit des Kapitäns steigt das Wasser nicht bis zu unseren Sitzflächen. Flussabwärts geht es an Kokosplantagen und einzelnen Weilern vorbei.

Am Rio Cayapas
Unterwegs halten wir bei einer etwas grösseren Ansammlung von Häusern (Pampas de la Tola) und besuchen das archäologische Museum, das sich in einer schäbigen Baracke befindet.Es werden Fundstücke aus der Umgebung ausgestellt. Hinter dem Dorf können wohl mit wenig Grabaufwand heute noch solch antike Stücke gefunden werden. Es wird auch fleissig versucht, derart Gefundenes für ein paar Dollar an den Mann zu bringen. Für uns ist nicht nachvollziehbar, warum da keine Archäologen am Graben sind… Nach weiteren Kilometern flussabwärts erreichen wir die Mangroven.

Mangroven bei Limones
Dort gibt es eine Passage, die sich „der Tunnel“ nennt. Glücklicherweise verpasst unser Bootsführer den richtigen Abzweiger zuerst, und wir landen in einem immer enger werdenden Kanal. Wir können viele Krebstiere sehen, die die Wurzeln der Mangroven hochklettern, um Höhenluft zu geniessen. Am Ende des kleinen Kanals verunmöglicht das dichte Wurzelwerk ein Weiterkommen, wir wenden und finden den Tunnel dann problemlos. Auf der Insel des jährlichen Sankt-Martin-Festes gibt es, wie Hans zwar gehofft aber richtigerweise angezweifelt hat, keine kleine Garküche, wo wir hätten Mittagessen können. Deshalb fahren wir weiter nach Limones, wo wir in einem Restaurant köstliche Muscheln und Fische an Kokossauce verspeisen können. Auf der Rückfahrt halten wir auf der Kokosplantage des Vaters unseres Kapitäns und können Kokosmilch frisch geschlagener Kokosnüsse trinken. Des Weiteren besuchen wir eine Köhlerei, eine Zuckerfabrik und einen Kokos-Süsswaren-Hersteller.

Zuckerfabrik bei Borbon
Gegen 16:00 sind wir wieder in Borbon und wir können auf über 72 Bootskilometer zurückschauen. Mit dem Pickup von Hans fahren wir zu unseren Unterkünften zurück, geniessen den schönen Sonnenuntergang am Strand und berichten viel mit dem sympathischen Hans. Die „Mariscos“ = Meeresfrüchte schmecken auch heute Abend wieder vorzüglich.

Sonnenuntergang am Strand von Las Peñas
Samstag, 16.11.2013
Frühstück Continental. Anschliessend geht es nach Borbon, wo Hans noch untergestellte Sachen holt. Dann fahren wir zu dem ins Auge gefassten Grundstück für den künftigen Balsa-Anbau. Die 70 ha gehören einer Genossenschaft, bei der man nur die Bebauungsrechte für das Land erwerben kann, nicht aber das Land selbst. Diese Rechte können mit der Zustimmung der Genossenschaft weiterverkauft werden. Hans und Patrizia müssten pro Hektar 500Us$ bezahlen. Da aber im Moment der Balsamarkt zusammengebrochen ist, warten sie mit dieser Investition noch ein wenig. Auf der Rückfahrt halten wir bei einer Kakaotrocknerei und fahren durch ein kleines Dorf, in dem die Leute angeblich vom Goldwaschen leben sollen. Mit improvisierten Schienenfahrzeugen nutzen sie die alte verfallene Eisenbahnlinie, um möglichst tief in den Dschungel vorzudringen.

Kakaobohnen für 36 Stunden in der Trocknerei
Sonntag, 17.11.2013
Am siebten Tag sollst Du ruhn und ... Patrizia macht allgemein bekannt, dass sie heute Abend den Grill anwerfen würden, und, wer will, die erzeugte Wärme mitnutzen kann. Christian fährt in die Stadt, um Grillzutaten einzukaufen. Wir bereiten eine Avocadocreme und Fruchtsalat zu und Knoblauchbrote vor. Die anderen drei Parteien steuern andere Leckereien bei und wir schlemmen bis der von Hans ersehnte Regen kommt.

Grillabend Camping Sommerwind
Montag, 18.11.2013
Nach dem Verabschieden fahren wir um 11:30 auf der Panamericana nordwärts. Zuerst geht es hinab ins Tal des Rio Chota, wo viel Zuckerrohr steht. Nach 25km Panam geht es links weg, aufwärts. Gegen Abend erreichen wir Mira, wo wir im gemütlichen, „Residencial Mira“ unterkommen. Der Innenhof ist mit sehr vielen verschiedenen Pflanzen geschmückt und der viele Efeu verdeckt den bröckelnden Putz. Dank den zurückgelegten 41 km mit 1000 Höhenmetern schlafen wir zeitig und gut.

Tal des Rio Chota
Dienstag, 19.11.2013
Heute ist bei uns schon recht früh die Luft draussen. Nach 22 km und 740 Höhenmetern und etlichen Regengüssen erreichen wir um 14:30 den Ort „El Angel“, wo wir im Hostal, direkt am Kreisel beim Ortseingang, sesshaft werden.

Plaza in El Angel
Mittwoch, 20.11.2013
Auch am Mittwoch kannste Ruhn, wenn das Wetter nicht besser ist …. aber heute gibt es nicht schon wieder einen Grillabend! Gegen Abend wird das Wetter besser und wir sind voller Hoffnung, morgen bei Sonnenschein durch den Nationalpark „El Angel“ fahren zu können.

Lagune im NP El Angel
Donnerstag, 21.11.2013
Sonnenschein? Ja, beim Beladen unserer 2Rad-Transporter und die ersten 200 Höhenmeter ist es wie wir gehofft hatten. Doch noch vor dem Eintritt in den Nationalpark können wir nur hoffen, dass es aus der auf uns zukommenden, schwarzen Wand, nicht allzu sehr wässert. Sobald wir die Grenze des Nationalparks überquert haben kommen auch schon die ersten „Frailejones“ in Sicht. Diese an Palmen erinnernden Pflanzen gibt es nur noch in diesem NP. Nach einem kurzen Regenguss fahren wir an tausenden und abertausenden dieser zum Teil langstieligen Pflanzen vorbei. Bis zur Parkwächterstation auf 3700 müM ist die Strasse „empiedrada“ = Natursteinpflaster und zum Teil so steil, dass an drei Stellen die Drahtesel nicht geritten werden können. Doch irgendwie kriegen wir sie hochgepeitscht. Oben kann man einen 2.5 km Spaziergang zu den Lagunen machen. Nach kurzer Mittagsrast, verschwitzt frieren wir bei 9°C, geht es bei Regen auf bachbettähnlicher Strasse 15km mehrheitlich sanft bergab. Dann wird es schon bald dunkel, dafür die Strasse besser. Weil wir keinen Zeltplatz finden und es weiter zu wässern droht fahren wir in die Dunkelheit und bis nach Tulcan. Zu unserem Glück findet Katja relativ schnell eine passende und günstige „einigermassen Unterkunft“ im Hostal Florida.

Frailejones im NP El Angel

Blüte der Frailejone

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