Von Zipaquirá nach Mompox



Donnerstag, 26.12.2013
Genug geweihnachtet! Deshalb machen wir uns wieder auf den Weg. Schon bald folgt der Anstieg bis auf knapp 3100müM. Leider ist die Strasse sehr eng und dazu gibt es viel Verkehr. Die Dörfer Tausa und Sutatausa, die wir passieren, machen einen eher trostlosen Eindruck, denn hier wird Kohle abgebaut. Im Städtchen Ubaté machen wir heute schon am frühen Nachmittag Schluss. Hier haben wir eine Unterkunft mit WiFi und können unseren neuen, fertiggestellten Blog ins Netz stellen. - Die lokale, kulinarische Spezialität ist ein mit Reis, Kartoffeln und Erbsen gefüllter Hühnerhals. Die gefüllten Hälse samt Kopf und Kamm machen uns nicht wirklich Appetit und wir ziehen es vor, uns selbst etwas zuzubereiten.

Hühnerhals mit Allerlei gefüllt

Freitag, 27.12.2013
Heute geht es auf relativ ebener Strasse weiter über Chiquinquirà, einer Stadt mit grosser Wallfahrtskirche, bis nach Sutamarchan. Das Leben entlang der Strasse erinnert ein wenig an Europa. Es gibt viel Weideland, die Bauern mit ihren Pferdefuhrwerken voller Milchkannen warten abends auf das Abholen der Tagesproduktion ihrer Holsteiner. Es ist alles sehr grün in der Ferne winkt die Laguna  Fúquene. Zum Glück können wir heute ein wenig auf Feldwegen dem sehr dichten Verkehr ausweichen.

Laguna Fuquene
Samstag, 28.12.2013
Nach einer kurzen Etappe erreichen wir Villa de Leyva. Dieses Schmuckstück von Städtchen, komplett im Kolonialstil, besitzt die grösste Plaza Central aller Städte Kolumbiens. Uns scheint, dass der halbe Verkehr von Bogotá hierher verschoben wurde. Die meisten Kontrollschilder der Blechlawine bestätigen unseren Verdacht. Hier finden sich die Reichen der Hauptstadt ein, um die Weihnachtstage und den Jahreswechsel zu verbringen. Entsprechend hoch ist das Preisniveau. Unterkünfte sind glatt doppelt so teuer wie anderswo, mit nach oben offenen Grenzen. Das preiswerte Hostal Casa Vienna hat keinen Platz mehr für uns. Wir finden noch weiter oben, das Hostal „Columbian Highlander, Renacer“ mit Campingmöglichkeit in der wunderschönen Anlage.

Plaza von Villa de Leyva
Sonntag, 29.12.2013
Am Vormittag unternehmen wir den gemütlichen Spaziergang zum Aussichtspunkt oberhalb des Hostals. Von oben haben wir einen schönen Ausblick über Villa de Leyva, das auf 2100müM liegt, und die umliegenden Berge. Nachmittags schauen wir uns in Ruhe das hübsche Städtchen an, welches ganz in weiss gebaut ist. – Am Abend haben wir noch die Möglichkeit, mit Katjas Eltern zu skypen.

Blick auf Villa de Leyva
Montag, 30.12.2013
Heute unternehmen wir einen Ausflug per Rad durch die umliegende Bergwelt von Villa de Leyva. Dabei geht es teils über Asphalt und teils über Schotterpisten immer tüchtig hoch und runter. Aber so fast ganz ohne Gepäck geht alles ganz leicht vom Pedal. Unterwegs sehen wir zwei Wasserfälle, die tiefe Schlucht des Rio Suarez und passieren viele Villen und die indigenen Dörfer Gachantivá und Santa Sofia. Am Ende unserer Rundreise haben wir 58.6 km und 1415 Höhenmeter zurückgelegt und sind nicht sonderlich müde. Was ein paar Kilos mehr ausmachen!

Sportler am Salto de Periquera
Dienstag, 31.12.2013
Den letzten Tag des Jahres gehen wir eher gemütlich an. Nach dem Frühstück besuchen wir die „Casa de Barro“ = Lehmhaus. Dieses Haus wurde 15 Jahre lang von einem Architekten konstruiert und ausschliesslich aus Lehm erbaut. Gebrannt hat er das Haus stückchenweise mit einem kleinen Ofen Die Aufteilung und Ausgestaltung erinnert eher an ein Kunstwerk als an ein Wohnhaus. Die meist von oben lichtdurchfluteten Räume, die aus Lehm geformten Betten, Schränke und Regale würden aber ein Bewohnen durchaus erlauben. Zur Zeit ist es aber auschliesslich ein „Anschauobjekt“. -  Danach fährt Christian zurück zu unserem Zelt. Er will noch ein wenig nach einer Lösung für unsere Krankenversicherung im Internet suchen. Katja besucht per Rad noch den archäologischen Park, ein Observatorium und eine heilige Stätte der Muiscas, sowie das Museum „ El Fossil“. Dort ist ein grosses Crono-Saurus- Fossil zu sehen, welches 180 Mio. Jahre alt sein soll und dazumal im Meer lebte. Es wurde 1977 von Bauern in dieser Gegend entdeckt. Nebst diesem gibt es ein weiteres kleineres Crono-Saurus-Fossil, viele sehr schöne Amoniten und andere Fossilien zu sehen. Nach der Besichtigung kauft Katja für den Silvester-Abend ein, den wir gemeinsam mit Eduardo und Elisabeth aus Barcelona, mit Franziska und Manuela aus Argentinien und mit Michelangelo und Katalyna aus Bogotà verbringen. Jeder trägt etwas für das gemeinsame Abendessen bei. Wir bereiten einen Gemüsetopf, Knoblauchbrote und einen Fruchtsalat zu. Die Anderen backen viele Pizzen im Holzofen  und steuern Ajiaco, einen typischen kolumbianischen Eintopf, bei. Dazu gibt es Rotwein. Das Jahr wird mit dem Gucken des Stadt-Feuerwerks, welches auf der grossen Plaza stattfindet, beendet.

Gebranntes Lehmhaus
Mittwoch, 1.1.2014
Neues Jahr, neue Wege. Wir fahren von Villa de Leyva erst einmal die uns bereits bekannte Strecke bis Santa Sofia, nur dass es dieses Mal bergauf geht. Hinter dem Dorf radeln wir noch ein gutes Stück bergwärts bis wir auf zum Teil übler Schotterpiste und schlechtem Asphalt bis nach Moniquirà runterholpern. Unsere Blicke schweifen immer wieder über die grüne Berglandschaft um uns herum. Nach Moniquirá gelangen wir auf die verkehrsreiche Hauptstrasse Nr.62 und fahren heute noch bis Barbosa. Als wir in die Stadt radeln, trifft uns mal wieder der Schlag. Hier ist Zurzeit das Festival del Rio = Fluss-Fest. Die Hälfte der durch die Stadt wandelnden Menschen ist besoffen und mit Schaum aus Sprühdosen bespritzt. Viele sind so besoffen, dass sie nicht mehr wandeln und sich im Erbrochenen räkeln. Wir zwei kommen auch in den Genuss einer solchen Schaumdusche. Kinder aus einem Auto heraus verhelfen uns zu dem ekligen Vergnügen. Hinzu kommt, dass die Stadt mit einer Mülldeponie und einem Pissoir verwechselt werden könnte. Wirklich, sowas haben wir noch nie gesehen. Wir fühlen uns total deplatziert und wir haben Angst. Besoffene, insbesondere Indigenas, sind absolut unberechenbar und können leicht aggressiv werden. Zum Glück findet Katja nach längerem Suchen doch noch eine angenehme Bleibe für die Nacht, während Christian in einer möglichst ruhigen Ecke, besorgt auf die Rückkehr Katjas wartet und auf die Velos aufpasst. Leider entdecken wir hier ein zweites Mal Scheissdreck in der Dusche, der jedoch nach unserem Reklamieren sofort weggeputzt wird. Ja, ja, bei der Zimmersuche haben wir bereits eine Checkliste im Kopf: sind die Matratzen weich genug?, kann man die Fenster und Türen öffnen und schliessen?, funktioniert das Licht?, läuft das WC oder das Waschbecken nach unten aus?, liegt möglicherweise Scheissdreck im Bad oder an einem anderen Ort?, ist das Zimmer in der Nacht nicht zu hell?, passt unser ganzes Zeug da rein?, ist es einigermassen ruhig?.

Zuckerrohrtransport. Ob die Tiere dafür wohl ein Zückerchen kriegen?
Donnerstag, 2.1.2014
Kurz nach Barbosa treffen wir wieder auf die 45A, welcher wir tapfer nordwärts folgen. Vom dichten Verkehr an den Rand gedrängt kommt es beim Fehlen des schmalen Seitenstreifens oft zu gefährlichen Situationen. Wir sind genervt und unzufrieden mit unserer Situation und denken fest darüber nach, irgendwie motorisiert weiterzukommen. Nach 60km und gut 1000 Höhenmetern kommt die Lösung: Bei einem Restaurant an der Strasse springt ein Mann mit Panamahut vom Tisch auf und läuft auf uns zu: „Wollt ihr ne Cola haben?“ und „Mensch, ihr habt aber viel Gepäck dabei! Ich war immer mit maximal 15kg unterwegs.“ Christian antwortet: „Ok, bei einer kühlen Cola können wir alles erklären.“ Während der vor 20 Jahren ausgewanderte Deutsche Thomas und seine Kolumbianische Frau Leonore ihr Mittagessen kauen ergibt sich recht schnell eine Einladung, unser Zeug ins Auto zu laden und mit nach Barichara zu fahren. Wir überlegen nicht lange und nehmen dankend an. Im Auto sind die noch fehlenden 81km und 1700 Höhenmeter ins sehr schöne Dorf Barichara in etwas mehr als 3 Stunden geschafft. Zum Znacht gibt es Reis und Fischstäbchen, wir steuern einen Tomaten-Gurkensalat bei. Das wunderschöne, geschmackvoll eingerichtete koloniale Lehmhaus hat etliche Gästezimmer und wird von den Eigentümern selten benutzt. Jedoch Gäste sind hier immer herzlichst willkommen.

Zuckerrohrprodukte und anderes, vor San Gil
Freitag, 3.1.2014
Mit den ebenfalls begeisterten Fahrradfahrern Thomas und Leonore unternehmen wir heute einen Ausflug per Bici ins 9 km entfernte, auch schöne und koloniale Dorf Guane. Dabei geht es hinzu grösstenteils bergab, was wir zurück alles wieder nach oben strampeln müssen. Unterwegs haben wir schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge und das Tal des Rio Suarez. In Guane geniessen wir ein hausgemachtes Fruchteis am Stiel, bevor wir uns wieder auf den Weg nach oben begeben. Die Sonne meint es gut und brennt heiss vom Himmel. - Am Nachmittag gehen wir gemeinsam einkaufen und kochen zusammen unser Mittag-/Abendessen: Maniok, Gemüse und Hähnchenbrust. Am Abend treffen weitere Gäste ein, Leonores Schwester Patricia und ihr Mann Miguel, die wie unsere Gastgeber in Bogotá wohnen. Gemeinsam unternehmen wir noch einen Spaziergang durch das wunderschöne Barichara.

Thomas und Leonore
Samstag, 4.1.2014
 Heute geht es wieder per Rad auf Achse. Leonore und Katja fahren über Asphalt nach Villa Nueva, weil Leo lieber da lang fährt, während Thomas und Christian über Feldwege dorthin radeln. Die Entfernung hin und zurück ist in etwa wie gestern: 20 km und natürlich auch wieder so einige Höhenmeter. Im Dorf gibt es einen sehr guten Eishersteller, und jeder von uns probiert zwei bis drei unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Gestärkt machen wir uns dann wieder auf den Heimweg. Dieses Mal radelt Christian mit Katja über die Feldwege und Thomas mit Leonore über die Asphaltstrasse zurück. Miguel und Patricia haben diesen Ausflug per Auto gemacht und bereits schon für alle das Mittag-/Abendessen bereitet. Es gibt Spagetti an einer Thunfischsosse. - Heute treffen wieder neue Gäste ein: vier jüngere Leute aus Bogotá, die manchmal als Strassenmusikanten ihr Taschengeld verdienen. Heute Abend musiziert die Tuna (Strassenband) jedoch erst einmal nur für uns. Die jüngste der Truppe ist eine Schülerin von Thomas.  Er unterrichtet in Bogotá bei international tätigen Firmen Englisch. Der vielgereiste und sehr sprachgewandte Thomas spricht und schreibt in 8 Sprachen und hat ein phänomenales Geografie – Gedächtnis.

Die 4 Musiker der Tuna und Leo
Sonntag, 5.1.2013
Ein Ausflug zu den ca. 35 km entfernten Wasserfällen und Badepools bei Curiti steht heute an. Thomas und wir zwei machen mit den Fahrrädern los, Leonore mit Schwester und Schwager mit dem Auto. In San Gil beschliessen Christian und ich, besser noch ein wenig die Altstadt zu geniessen, dort etwas zu essen und uns nachher wieder auf den Heimweg zu begeben. Denn heute ist überall die Hölle los. Es ist Sonntag und dazu noch Ferienzeit. Der Verkehr auf der Hauptstrasse ist immens, in Curiti ein Festival und auch bei den Wasserfällen wird alles proppevoll sein, was uns alle später auch bestätigen. Thomas radelt noch weiter, um die Anderen bei Curiti wieder zu treffen und ein kurzes Bad zu nehmen. Zurück kommen alle mit dem Auto. Nach dem gemeinsamen Znacht gehen wir noch zur schönen Hauptplaza, denn dort spielen heute Abend die Musiker, die den ganzen Tag geübt haben.

Flechten im Naturpark von San Gil
Montag, 6.1.2014
Thomas und Leonore verreisen heute für ein paar Tage an einen anderen Ort in den Bergen, von wo sie Ausflüge mit ihren Velos unternehmen wollen. Thomas hat wohl nun schon bald jede Strasse in Kolumbien per Rad befahren und seine Entdeckerlust ist noch lange nicht gestillt. In der 54 jährigen Leo hat er eine gute Begleiterin gefunden, die ebenfalls sehr gern reist und auch die Radtouren mitmacht. Wir fahren mit ihnen im Auto bis nach San Gil, wo wir im Sinn haben, eine der drei angebotenen Höhlentouren mit zu machen. Doch die Präsentation bei einem der vielen Tourenanbieter zeigt uns, dass alle drei Höhlen nicht viel zu bieten haben und das Ganze mehr auf Spiel, Spass und Action, sprich „Schlammschlacht“,  ausgelegt ist. Also lassen wir es bleiben und besuchen stattdessen den Naturpark“ Gallineral“ in San Gil. Der Park ist etwas wie ein botanischer Garten und beherbergt auch fluggehinderte Ara Papageien. - Heute Abend kochen wir uns Rösti und dazu gibt es einen Tomatensalat. Die Musiker, Patricia und Miguel kehren später von ihrem gemeinsamen Ausflug zurück. Sie haben den Naturpark auch besucht und zusätzlich  noch eine Rafting-Sequenz auf dem zahmen Rio Fonce mitgemacht. Den Abend beschliessen wir alle gemeinsam mit viel Erzählen bei Bier und Tinto.

Leider nur vorübergehend unser Heim in Barichara
Dienstag, 7.1.2014
Miguel, Patricia und die vier Musiker reisen heute wieder nach Bogotá zurück. Christian und ich beschliessen, heute noch einen ruhigen Tag in dem wunderschönen Haus mit der herrlichen Umgebung zu verbringen. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang zum Miko-Wasserfall, waschen Wäsche, erledigen Näharbeiten und arbeiten am Blog. - Heute Abend treffen vier Backpacker aus Deutschland, Marburg, hier ein. Es sind Gäste, die über den Internetservice „Hospitality“ den Kontakt zu Thomas und Leonore gefunden haben.

800 Höhenmeter bis zum Rio Suarez
Mittwoch, 8.1.2014
Wir packen zusammen und machen uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg. Es fällt uns schwer, diesen schönen Ort zu verlassen. Doch wir wollen weiter, denn der 10. März rückt immer näher. Da wir die vielbefahrene Hauptstrasse möglichst meiden wollen, fahren wir auf der uns bereits bekannten Asphaltstrasse bis nach Villa Nueva und essen dort noch einmal so ein leckeres Eis. Anschliessend fragen wir uns zur Piste in Richtung Macaregua durch. Thomas hatte uns für die Fahrt auf kleinen Strassen bis kurz vor Aratoca, welches wieder an der vielbefahrenen Hauptstrecke liegt, eine Skizze aufgemalt, so haben wir gute Anhaltspunkte. Zwischendurch fragen wir aber ab und zu bei Leuten nach, ob wir noch richtig sind. Im steten hoch und runter über mehr oder weniger schlechte Strässlein erreichen wir irgendwann die Hauptstrasse und folgen dieser noch ca. 7 km bis nach Aratoca, wo wir in einer einfachen und preiswerten Unterkunft am Dorfausgang unterkommen.


Blick zurück auf Barichara

Donnerstag, 9.1.2014
Wenige Kilometer nach Aratoca gelangen wir zu einem Aussichtpunkt mit einem fantastischen Blick auf den Canyon des Rio Chicamocha. Von da an schlängelt sich die Strasse von 1700müM bis auf 600müM runter. Während der Abfahrt haben wir immer wieder herrliche Ausblicke auf die schöne Canyonlandschaft , was uns zu diversen Fotostopps zwingt. Der Verkehr ist und bleibt leider recht stark und immer wieder erleben wir gefährliche Überhohlmanöver. Ja, und wie das halt so ist, kommt nach einer schönen Abfahrt doch wieder ein nicht so schöner Aufstieg. Zum Teil geht es auf recht steiler und enger Strasse wieder hoch bis auf 1200müM. Oben angekommen, gönnen wir uns erst einmal ein Eis. Dann geht es wieder bergab bis zur Stadt Piedecuesta. Wir beschliessen die Nacht hier zu verbringen. Denn gegen Abend wollen wir nicht mehr in die grosse Stadt Bucaramanga hineinfahren, zumal dann auch noch Rush-Hour ist. Allerdings gestaltet sich die Unterkunftssuche  etwas zäh, da es nur wenige Anbieter hat, die Meisten relativ teuer und unpraktisch eng sind. Schlussendlich entscheiden wir uns für das „Sol y Luna“, wo wir für 45 000 Pesos doch noch ein passables Zimmer beziehen.

Chicamocha Canyon
Freitag, Samstag, Sonntag, 10…12.1.2014
Wir fahren die noch verbleibenden 15 km bis in das moderne Zentrum von Bucaramanga und quartieren uns im Hostal “Casa Guane“ ein. Wir haben die Idee, einen Ausflug nach Merida in Venezuela zu machen. In Merida wollen wir eine Tierbeobachtungs-Tour in die Llanos (die Ebenen/ Tiefland) und eine Tour zu den geheimnisvollen Blitzen am Lago Maracaibo buchen. Aber vorher gibt es noch einiges zu klären und zu erledigen. Einen sicheren Ort für unsere Räder plus Ausrüstung finden wir in der Wohnung der Hostalbesitzer, ausreichend Pesos am Geldautomaten können wir beziehen und wechseln diese in Dollar. Die Infos über die Busfahrt von Bucaramanga nach Cucutá (Grenzstadt zu Venezuela) können wir auch zusammentragen. Ob das Geld wohl reichen wird? Wo und wie werden wir unsere Dollares wohl wechseln können? Die uns zur Verfügung stehenden Infos: In Venezuela gilt die Währung Bolivar Fuerte BsF. Der offizielle Wechselkurs zum Dollar beträgt 1 Dollar=6.3 BsF, auf dem Schwarzmarkt gilt im Moment 1$=63 BsF also glatt 10x mehr. Es soll mit einigem Nachfragen illegalerweise möglich sein, fast überall im Land zum schwarzen Kurs zu tauschen… Deshalb reisen die meisten Touristen mit ausreichend baren Devisen (können auch Euro sein) nach Venezuela. Der Nachteil ist, dass man viel Bargeld mit sich herumschleppt und jeder Venezuelaner das auch weiss...

In Bucaramanga
Montag, 13.1.2014
Mit dem Taxi geht es zum Terminal von Bucaramanga. Der von uns gewählte Transporteur fährt mit Kleinbussen nach Cucuta und verkauft auch an sehr beleibte Personen nur einen Sitz. Darum muss sich Christian auf der 5.5 stündigen Fahrt mit nur einem halben Sitz begnügen. In Cucuta suchen und finden wir eine Unterkunft und gehen in ein offizielles Wechselbüro, um einige Dollar in Bolivares umzutauschen, damit wir ein wenig Bargeld zum Starten haben. Zu unserem allergrössten erstaunen gilt: 1$=63BsF! Wie kommt das? Hier kann man offiziell zum Schwarzmarktkurs tauschen, ganz legal. Hmm, sollen wir noch mehr als die 100 Dollar wechseln?  Wir lassen es sein und vergessen zu fragen, wie denn der Rücktauschkurs sei. - Sowohl in Geschäften wie auch ab Strassenständen, die die Gehsteige blockieren, finden Waren aus dem günstigen Venezuela ihre Käufer.

Weihnachtsdekoration aus PET-Flaschen in Bucaramanga

Dienstag, 14.1.2014
Wir starten den Tag wiederum mit einer Taxifahrt und zwar bis zur Grenze. Es geht vorbei an vielen Gestellen, gefüllt mit Benzinkanistern. Hier wird aus Venezuela geschmuggeltes Benzin verhökert. Wir marschieren ein wenig an der vor der Grenze stehenden Autokolonne entlang und sind plötzlich auf der Brücke. „Katja, hast du mir nicht aus dem „Lonely-Planet“ vorgelesen, dass, wenn man mit dem Bus rüber fährt, man nicht vergessen sollte, vor der Brücke auszusteigen, um sich den kolumbianischen Ausreisestempel zu holen?“ So sind wir doch glatt dran vorbeigelatscht. Der Grenzer fragt beim stempeln: „Que tal Colombia?“ und gibt sich mit einem „muy bien“ zufrieden, „der nächste bitte!“ Nach der Brücke kommt das grosse Gebäude der venezuelanischen Grenzkontrolle in Sicht. Wir fragen einen der eher unmotiviert herumstehenden Uniformierten, wo denn das Migrationsbüro sei. 6 Quadrate die Hauptstrasse entlang, dann rechts 3 Quadrate und dann würden wir die Schlange sehen. Leider war zu der Zeit aber mal grad keine Schlange und wir latschten heute zum zweiten Mal an der Migration vorbei. Nachdem wir einiges von San Antonio gesehen haben, finden wir das kaum angeschriebene und kleine Büro und erhalten den Einreisestempel und auf Nachfragen die Auskunft, dass bei der Ausreise 200 BsF fällig würden, was sich aber bei der Ausreise als falsch herausstellt: 150BsF Ausreisesteuer wäre richtig gewesen. – Ein paar Blocks (Quadrate) weiter fährt der Bus nach San Cristobal. Der Bus passiert einige Kontrollposten und wir verlieren einige Zeit in den Warteschlangen. In San Cristobal will uns der Schaffner des Buses nach Merida zwingen, unser Gepäck hinten in den Bus packen zu lassen. Bei jedem Halt wird dort geöffnet und das Gepäck der Aussteigenden Passagiere ausgeladen, nach dem Motto: Zeige mir, was du ausgeladen haben willst! Und wer garantiert uns, dass nicht zufällig auf unser Gepäck gezeigt wird? „Du erhältst eine Nummer, wir kleben dieselbe Nummer auf den Rucksack!“. Etwas ratlos ziehen wir von dannen. Wie sich zeigen wird, sind unsere Befürchtungen, dass die Nummern überhaupt nicht kontrolliert werden richtig. Zweiter Anlauf: „ist es wirklich nicht möglich, unser weniges Gepäck in den Bus zu nehmen?“ Wir beissen auf Granit. Wir erkundigen uns nach einem anderen Bus. Gibt es, aber der fährt erst um 15:30, was für uns zu spät ist. Beim dritten Anlauf fragen wir, wieviel es kosten würde, unser Gepäck mit rein nehmen zu können. Und siehe da, plötzlich ist es ohne Aufpreis möglich. Ob es in Venezuela wohl immer so zäh gehen wird? In der Kolonne vor einer Baustelle geht es jedenfalls zäh weiter und wir verlieren eine gute Stunde. Im allgemeinen Strassenverkehr wird schnell ersichtlich, dass Treibstoff nicht viel kosten kann: alte rauchende Amischlitten, laufende Motoren überall. Anstatt 5 Stunden dauert die Fahrt deren 7 und wir erreichen Merida um 20:00. Der Taxifahrer kennt weder Kaiman Tours noch die Posada Vieja, aber weiss wo Tabay ist und will sich dort durchfragen. Bueno, das ist kundenfreundlich. Nach dem erreichen der Hauptplaza von Tabay geht es aber zäh weiter. Niemand kennt Kai oder Caimantours oder die Posada Casa Vieja. Schliesslich ruft unser Chauffeur Kai an und überreicht mir sein Handy. „Den Weg kann ich euch schon beschreiben, bloss es ist keiner da, denn ich bin jetzt zu Hause in meinem Bett“. Vergangenen Sonntag hat der gute Kai Christian am Telefon wohl nicht verstanden, dass wir kommen, hat auch keine anderen Gäste und somit ist niemand vor Ort. Wir suchen im Dorf eine Unterkunft und versuchen es morgen nochmals. Gute Nacht.

Blick aus unserem Zimmer im Hostal Guamanchi in Merida
Mittwoch, 15.1.2014
Diesmal ruft Katja den Kai an und erhält die Beschreibung zu Caimantours. Leider bleiben die Missverständnisse diesmal auch nicht aus und wir finden das Reisebüro nicht. Wir schreiben Kai, die Unterkunft Casa Vieja und die sicher tollen Touren die er anbietet ab und fahren mit dem Bus nach Merida. Wir quartieren uns im Reisebüro und Hostal Guamanchi ein und buchen unsere Ausflüge dort.

Donnerstag, 16.1.2014
Heute erkunden wir das zwischen zwei Andenketten eingebettete Merida und erleben in einem Supermarkt, dessen Regale bei den Putzmitteln und bei den Backwaren erhebliche Leerbestände aufweisen, die kontrollierte Ausgabe von Speisesalz. Ebenso gibt es keine Milch zu kaufen. Wir besuchen die Eisdiele eines ausgewanderten Portugiesen, der im 2006 den Guinness Rekord mit 568 Eissorten aufstellte. Heute sind nur deren 55 vorrätig. Aber Ausgefallenes ist auch dabei: Zwiebel, Knoblauch, Tomate, Tunfisch, Krebs, Fleisch, Käse-Schinken, Haferflocken, Bier, Pilz an Wein, Kamille und Kürbis.

Eisdiele mit Guinness Rekord in Merida
Freitag, 17.1.2014
Die Tour in „Los Llanos“ beginnt mit etwa einer Stunde Verspätung, weil Jonny seinen Pass vergessen hat. Wir sind Teil einer 9er Gruppe, die zwei Franzosen, zwei „vegetarische“ Argentinierinnen, einen Deutschen, eine Brasilianerin und einen Russen aus den USA (Jonny) zusammenwürfelt. Unser Guide heisst Juan und ist die Gemütlichkeit in Person. Er ist ein ausgezeichneter Chauffeur und fährt schnell aber sicher um fast alle Schlaglöcher herum. Trotzdem sind wir für die 440km bis nach dem Einnachten unterwegs. Unser Basislager für die nächsten 3 Nächte ist ein riesiges Bauerngut mit Unterkünften für eine stattliche Anzahl von Besuchern. Es wird dreimal täglich abwechslungsreich und schmackhaft für die Gäste gekocht und die lokalen Führer begleiten die Touristen mit ihren Guids auf die Safaris. Juan ist quasi lokaler sowie auch auswärtiger Gia, denn er besitzt in diesen rund 9000 ha grossen Llanos ebenfalls eine kleine Finca, Kühe und Pferde  und hat sich, wie alle anderen Bauern, dazu verpflichtet, keine Wildtiere zu jagen.

Sichtbare Artenvielfalt in Los Llanos
Samstag, 18.1.2014
Am Morgen steht ein Pferdeausritt auf dem Programm und nachmittags geht es mit dem Auto auf Safari und zum Angeln. Die Llanos sind die Heimat für eine grosse Anzahl Vogelarten, Wasserschweinen, Wasserschildkröten, Ameisenbären, Honigbären (Oso melero), Anakondas, Leguanen, Kaimanen und anderen. Die orange leuchtenden „Scarlet Ibisse“ fallen von weitem auf und man kann sich an deren Schönheit kaum sattsehen. Des Weiteren treffen wir auch einige Greifvögel, das Wasser pflügende Löffler, eine Erdeule, einen Honigbären und einen Ameisenbären an. Das relativ langsame Tier wird vom lokalen Tierexperten zu uns hergetrieben, so dass alle das zottige urige Tier sehen können.  Die sehr zahlreich vorhandenen Kaimane und Schildkröten ziehen sich bei unserem Annähern in die trüben Tümpel zurück und verraten ihre Anwesenheit nur durch ein paar aus dem Wasser ragende Glubschaugen. Beim Angeln verirren sich nur 3 Piranhas und ein welsartiger Kleinfisch an die mit Hühnerhaut bestückten Hacken. Die Nichtangler kommen in den Genuss eines wunderschönen Sonnenuntergangs, der von den anderen in ihrem Jagdfieber gar nicht wahrgenommen wird.

Oso Melero (Honigbär??)  am Wegesrand
Sonntag, 19.1.2014
Auf unserer Bootstour sind die Vögel wieder das Schwergewicht, die Flussdelfine der Höhepunkt und  das Angeln ist der Schlusspunkt. Neben schon bekanntem Gefieder werden auch neue Federviecher gesichtet. Während unserer Siesta bis um 15:00 entdeckt Katja auf einem Baum auf dem Nachbargrundstück eine Gruppe Aras. Die in rot gelb blau schimmernden Kolosse (Schönheiten (Version von Katja)) verursachen einen Heidenlärm und spielen zeternd im uns kühlenden Wind. Leider ist ihr Spielplatz so weit weg, dass gute Fotos nicht gelingen. Am Nachmittag fahren wir mit dem Auto los, um Anakondas, Ameisenbären und  Wasserschweine zu suchen. Wasserschweine und Kaimane gibt es wie Sand am Meer. Eine nur ca. 3m lange Anakonda kommt beim Stochern im Wassergrünzeug zum Vorschein, wird am Schwanz gepackt und an Land gezogen, damit wir das Tier betrachten können. In den Wasserlöchern der Llanos sind angeblich schon Exemplare von 8 m und bis zu 230kg gefunden worden. Der lokale Gia Ramon möchte uns auch noch eine grössere zeigen, findet aber keine. Auf dem Nachhauseweg, in der Dämmerung, sehen wir noch zwei Ameisenbären, die wir aber nicht stören und ihres Weges ziehen lassen. Zum Abendessen werden die gefangenen Piranhas frittiert gereicht.

Kleine Anakonda
Montag, 20.1.2014
Zum Glück steigen die Franzosen auf der Rückfahrt schon in Barinas aus, so dass wir im Toyota Landcruiser etwas mehr Beinfreiheit erhalten. Wir machen in Barinitas beim gleichen Asador wie auf dem Hinweg Halt und essen wieder vorzüglich, vor allem Fleisch, Maniok, Salat und eine leckere Knoblauchsosse. Gegen 17:00 sind wir wieder in Merida und können von unserem Zimmer aus den Fortschritt beim Bau der Seilbahn sehen. In der untersten Sektion ist jetzt eine Gondel am Seil.

Die Wasser-Abteilung der Artenvielfalt
Dienstag, 21.1.2014
Unsere Tour zum Lago Maracaibo startet um 9.00 Uhr. Ausser uns will niemand dorthin und wir sind somit nur zu dritt unterwegs: wir zwei und unser Guide Luis. Dieses Mal geht es in entgegengesetzter Richtung über die Anden. Wir fahren entlang einer schmalen und verkehrsarmen Strasse mit schöner Aussicht auf Merida und machen einen kurzen Halt im kolonialen Dörflein Jaji. Nachdem wir den höchsten Punkt auf 2200müM erreicht haben, tauchen wir auf der anderen Seite in den Nebelwald ein. Nach dem Mittagsstopp in Los Azuletos besuchen wir eine Kalksteinhöhle. Christian ist im Nu darin verschwunden und hätte am liebsten die ganze Höhle mit ihren vielen Verzweigungen erkundet. Doch wir wollen ja zu dem „Blitzsee“. Schon bald lassen wir die Berge hinter uns und  fahren durch das heisse Flachland. Bis Puerto Conchas sehen wir grosse Bananen- und Palmölplantagen, sowie Rinder- und Wasserbüffelweiden. Im arg mit Müll belasteten Dort endet die Strasse und wir steigen mit Sack und Pack in das Boot von Omar um. Bei der Fahrt entlang des Wasserkanals bis zum Lago Maracaibo sehen wir viele Affen, Tukane, grüne Aras, Papageien und einige andere Vogelarten. Im See angekommen ist das Stelzenhaus schnell erreicht, wo wir die Nacht in einer Hängematte verbringen werden. Doch zuvor erleben wir eine schöne und friedliche Abendstimmung, sehen im kaum zwei Meter tiefen Wasser Delfine, essen zu Abend und begeben uns nach Einbruch der Dunkelheit nochmals auf eine Bootssafari. Es geht dabei vor allem darum, eine Boa zu entdecken. Denn diese Schlangen begeben sich zur Nachtzeit auf die Bäume am Wasser. Leider haben wir kein Glück. Dafür sehen wir im Licht des Scheinwerfers wiederum einige Kaimane und schlafende Vögel, an die wir erstaunlich nah heranfahren können. - Blitze sehen wir in dieser Nacht keine. Im Moment, zur Trockenzeit, sind diese wohl deutlich weniger bis gar nicht zu sehen. In der Regenzeit wetterleuchtet es oft die ganze Nacht und wohl so hell, dass man dabei lesen könnte.

Papageien beim Maracaibosee
Mittwoch, 22.1.2014
Nach dem Frühstück ist schnell zusammengepackt und um 8.00 Uhr werden wir von einem Wassertaxi abgeholt. Omars Motor hat wohl gestern Abend einen Defekt erlitten und raucht heute wie verrückt. Wir nehmen den  Patienten ins Schlepptau und beim Nachbarstelzenhaus noch einen Parkwächter an Bord. Bei der Rückfahrt sehen wir nur sehr wenige Tiere. Nachdem wir wieder ins Auto umgestiegen sind, geht die Fahrt zurück nach Merida über La Vigia und El Ejido. Unterwegs besuchen wir eine kleine Zuckerfabrik, wo Zuckerrohr zu Panela verarbeitet wird, sowie die Lagune Uraia. Gegen 13.00 Uhr sind wir wieder zurück in Merida und erhalten zum Abschluss noch eine Pizza. Luis, unser Guide, war nett und hat für uns gut gekocht, doch er muss noch mehr über die Pflanzen- und Tierwelt lernen. Denn unsere Fragen wurden oft nur ungenügend oder gar falsch beantwortet.

Auf dem Maracaibosee
Donnerstag, 23.1.2014
Der Botanische Garten liegt bergwärts am nördlichen Stadtrand. Nach ca. 5 km Fussmarsch erreichen wir den hübsch angelegten und informativen Park. Er bietet auch viele Grünflächen und ist ein Naherholungsgebiet. Einige nichteinheimische Pflanzen gedeihen hier nicht sonderlich gut, so erkennen wir die Schwertlilie erst nachdem wir das Namensschild gelesen haben. Es gibt etliche Teiche und Pfützen, in denen auch Wasserschildkröten leben. Nach etwa drei Stunden haben wir den Garten gesehen und gehen via Süsswarenspezialitätenladen zurück ins Hotel. Die gekaufte venezuelanische  Schokolade kennen wir aus Argentinien; Carlos in Lujan de Cuyo hat uns solche vorgesetzt. – Heute hängt nun auch die zweite Gondel der untersten Sektion des ehrgeizigen Seilbahnprojekts am Faden. Eigentlich sollte die 4 Sektionen umfassende 12.5 km lange und 3165 Höhenmeter überwindende Bahn auf den Pico Espejo (4765müM) schon seit einem Jahr in Betrieb sein. Ein weiteres Einweihungsdatum ist für Juli angesetzt. Ob das Baukonsortium mit etlicher Schweizerbeteiligung das wohl hinkriegt?

Im Botanischen Garten von Merida
Freitag, Samstag, Sonntag, 24….26.1.2014
Wir fahren in drei Etappen nach Bucaramanga zurück. Zuerst von Merida nach Tovar, weil wir eigentlich durch die Berge zurück fahren wollen. In Tovar gibt es aber um diese Tageszeit nur Busse, die untenrum, über die uns schon bekannte Route, nach San Cristobal fahren. Also halt…- In San Cristobal endet unser Einkaufsbummel erfolglos, weil die Läden hier schon um 17:00 schliessen. So werden wir in Cucuta halt etwas mehr Bolivares wieder zurücktauschen müssen. Wir nächtigen nahe dem Busbahnhof. Wegen des gerade stattfindenden San Sebastian Festivals ist fast alles ausgebucht. Samstags geht es per Bus zur Grenze, wo bei der Migration diesmal die versprochene Schlange anzutreffen ist. Gegenüber des Migrationsbüros gibt es am Kiosk die bunten „Ausreisesteuermarken“ zu kaufen. Für 110 BsF pro Person erhalten wir einige, mit einer Büroklammer zusammengeheftete Märkchen. Nach dem Ausfüllen eines Ausreiseformulars, in das neben Passdaten noch das Reiseziel geschrieben werden muss, kann man in die unorganisierte Schlange vor den Schaltern anstehen. Der Migrationsbeamte nimmt Pass, Marken und das Ausreiseformular entgegen und drückt den Ausreisestempel in den Pass. Was der Umweg mit den Marken soll, bleibt uns verborgen. Nach dem Umtauschen unserer Bolivares und Dollares sind wir kolumbianische Millionäre. Mit dem Gefühl, nun auch zu der gehobenen Klasse zu gehören, geht es mit einem einfachen Kleinbus nach Pamplona, wo wir im frischen Bergklima wunderbar schlafen können. Von Pamplona nach Bucaramanga braucht das „Bustaxi“ gute  5 Stunden und kostet 29‘000 Pesos/Person (ca.11Euro). Um 14:00 checken wir wieder im Casa Guane ein und holen unsere Velos plus Ausrüstung. Wir stellen unsere alte Packordnung wieder her und bereiten uns für die morgige Weiterfahrt vor. Beim Lesen unserer E-Mails trifft uns fast der Schlag: Die Frachtschiffreise vom 10. März ab Cartagena gibt es wegen einer Fahrplanänderung nicht mehr. Vorerst einzige Alternative, die für uns keine ist: Mitte Februar ab Costa Rica… -  Den Abend verbringen wir plaudernd mit Dominik aus Erlangen, der von hier aus mit seiner noch nagelneuen Ausrüstung ein Jahr lang nach Süden radeln will.

Hauptsache es fährt und bremst noch irgendwie, wobei Bremsen zweite Priorität hat
Montag, 27.1.2014
Wir fahren runter nach Giron, einem schmucken Kolonialstädtchen. Auf der anderen Seite… na Du weisst schon. Nach langem Auf und Ab geht es auf der Ruta 66 schliesslich hinab ins heisse Tiefland, vorbei an einem Stauseeprojekt, bis kurz nach der Verzweigung wo die Ruta 45 nach Medellin abzweigt. Bei der Tankstelle gibt es auch ein Hotel, das etwas abseits der Strasse liegt und ruhige ansprechende Zimmer vermietet. Unsere Entscheidung, mit dem Schiff von Barrancabermeja nach El Banco zu fahren, weil die Strasse 45, nordwärts, nach Santa Marta, übelst befahren und auch sehr eng sei, wird von einem Tanklastwagenfahrer als sehr vernünftig eingestuft. Dort zu radeln sei wirklich sehr gefährlich.

Plaza von Giron
Dienstag, 28.1.2014
Bis Barrancabermeja verbleiben uns noch ca. 37, hauptsächlich flache Kilometer. Auf gut Glück, das heisst, nach GPS dem Fluss entlangfahrend, finden wir den gesuchten Hafen nicht. Das Nachfragen bestätigt allerdings unsere Vermutung, dass der Hafen am Wasser liegen muss, und wir gar nicht mehr so weit davon entfernt sind. Das Büro der Coormagdalena steht direkt am Wasser, neben den Booten, die wir uns allerdings wesentlich grösser vorgestellt haben. Im Stil von Ölsardinen passen 22 Passagiere rein und laut Transportbestimmung darf pro Person 10kg Gepäck aufs Dach geladen werden. Wir kaufen zwei Plätze für die Fahrt nach El Banco, Abfahrt  morgen um 8:45. Die Fahrt kostet pro Person 63‘000 Pesos (ca. 24€). Der Gepäckpreis muss dann mit dem Kapitän verhandelt werden.

Was blüht denn da?
Mittwoch, 29.1.2014
Wir sind zeitig um 7:45 am Pier und vereinbaren mit dem Kapitän, dass wir noch zwei Personentickets für je 50‘000 Pesos (ca.19€) kaufen. So bleiben während der rasanten Fahrt zwei Plätze auf unserer 4erBank frei. Das so eingesparte Gewicht ist in Form von unserer Ausrüstung auf dem Dach festgezurrt. Der 200Ps Aussenbordmotor schiebt das Boot mit fast 60km/h durch das trübe Wasser des Rio Magdalena. Bei dem ersten Halt, in San Pablo, steigen einige Glücksritter aus, die in den nahen Bergen Gold suchen gehen wollen. Entlang des Flusses, der sich oft in mehrere Arme aufsplittert und häufig auch wenig tief ist, stehen massenhaft Reiher und Kormorane. Nach etlichen Halten bei Dörfern, die nur über das Wasser erreichbar sind, kommen wir nach 6 Stunden in El Banco an, das an unserer Route nach Mompox liegt.

Fahrradtransport auf dem Rio Magdalena
Donnerstag, 30.1.2014
Um 4.00 klingelt der Wecker. Beim Hellwerden um 6:00 fahren wir los. Es ist 22°C warm. Um 7:30 beginnt es schon wieder einzuheizen. Unser Schweiss und der Staub der knochentrockenen Piste bilden bald eine körperbedeckende eklige Schicht. Selbst von vorbeifahrenden Motorrädern bleibt eine dichte Staubwolke stehen. Der Staub beisst in den Atemwegen und brennt in den Augen. Selbst die Hütten und Pflanzen entlang der Strecke sind von einer millimeterdicken Staubschicht bedeckt. Nach ca.41km, nach  nimmt die Staubschlacht ein vorläufiges Ende: wir rollen auf Asphalt. Doch leider nicht durchgehend bis nach Mompox.  Von der Hitze geschlaucht, hungrig und völlig verstaubt empfängt uns das Unesco-Weltkulturerbe zuerst mit viel Müll. Links und rechts der Strasse Berge von Plastik und nach dem Geruch zu urteilen wohl auch organisches. Nach einem Mittagsmenü gehen wir zum Hotel Casa Amarilla, das uns in Bucaramanga empfohlen wurde. Das stilvolle Kolonialhaus ist sauber und bietet Zimmer von 45‘000 bis 130‘000Pesos an. Es ist nur noch ein teures Zimmer frei, das wir aber zu einem grosszügigen Spezialpreis, aber ohne Klimaanlage, beziehen können. Später stellt sich heraus, dass eigentlich gar kein Zimmer mehr frei gewesen wäre, denn es bestand eine Reservation für dieses Zimmer.  Damit wir aber nicht umziehen müssen und noch mehr Gäste beherbergt werden können, wird umdisponiert: Der reservierende Gast wird in einem anderen Hotel untergebracht und unser Zimmer zum Schlafsaal umfunktioniert. Am Abend geht Katja noch auf die Suche nach einer Alternative und findet im Hotel San Franzisco günstige und gute Zimmer mit Klimaanlage.

In El Banco
Freitag, 31.1.2014
Morgens ziehen wir ans andere Ende des kolonialen Teil des Dorfes, ins Hotel San Franzisco, schreiben am Blog und Skypen mit Katjas Verwandtschaft.

In Mompox
Samstag, 1.2.2014
Nach einem Rundgang im Dorfkern arbeiten wir wieder an unserem Tagebuch. Mompox gefällt uns sehr. Es ist nicht so wie viele andere koloniale Städte in Kolumbien zur Touristenfalle mutiert. Es gibt hier wohl nur wenige Wochenendhäuser, „Kunsthandwerkerläden“ fallen nicht sonderlich auf und es sind noch etliche Gebäude im ursprünglichen Zustand, sprich: es wird noch etliches restauriert werden müssen. Durch die vielen offenen Türen können wir Blicke in stilvolle Stuben und prächtige Innenhöfe erhaschen.
Kirche in Mompox

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