Von Puyuhuapi zum Lago Desierto



Mittwoch + Donnerstag, 7. + 8.11.2012
Nein, nichts gewesen! Es giesst die ganzen Tage und wir bleiben auf dem Camping, während Florian am Mittwoch weiterradelt. Diese Tage nutzen wir das tolle Angebot der Gemeinde, im Computerraum bei der Tourist-Info, mit moderner Hardware, kostenlos im Internet surfen zu können. Im Laufe des Donnerstagabends lässt der Regen nach und vor dem Einnachten sind die ersten blauen Löcher am Himmel zu sehen.

Freitag, 9.11.2012
Die vom Wetterdienst versprochene Besserung ist tatsächlich eingetroffen; uns erwartet ein sonniger Morgen. Das Warten hat sich gelohnt und frohen Mutes fahren wir die 25km durch den Nationalpark Queulat bis zu der Stichstrasse zum Hängegletscher Colgante. Dort lassen wir die Fahrräder beim Kassenhäuschen stehen und kaufen erst mal nur die Eintrittskarte ohne Campinggebühren. Wir nehmen die 2.5 Stunden Wanderung, zum oberen Aussichtspunkt, in Angriff. Nach der wackligen Hängebrücke über den tosenden Gletscherbach geht es durch dichten Regenwald einen sumpfigen und matschigen Pfad bergauf. Die dichte Vegetation verhindert weitestgehend Fernblicke und auch die Sonne dringt kaum bis auf den Weg durch (weil es nämlich bewölkt war :-)). Nach 1.5 Stunden, immer bedacht, die Füsse in unseren Veloschuhen trocken zu halten, was nicht gelingt, erreichen wir die kleine Aussichtsplattform. Selbst den ebenfalls anwesenden Profifotografen gelingen, wegen der speziellen Lichtverhältnisse, nur wenig zufriedenstellende Aufnahmen des Gletschers. Auch hier kann man die Klimaerwärmung deutlich sehen: der hängende Teil des Gletschers ist quasi nicht mehr vorhanden und es ergiessen sich riesige Wassermassen den kahlen Abhang hinunter in einen Schneekegel. Von dort fliesst ein ca. 200m langer Gletscherbach in die Lagune. Auf Bildern von früher reicht der Gletscher bis an die Lagune heran…..
Die Zeit vergeht auch hier wie im Fluge. Da es schon 18 Uhr ist suchen wir auf dem Camping nach schon besetzten Plätzen, um einen der grosszügigien Stellplätze mit jemandem teilen zu können, denn es sind bis zu 6 Personen pro Parzelle zugelassen. Wir werden fündig: ein eingefleischtes Radler-Ehepaar, in den „Endfünfzigern“ aus Holland, von Peru nach Ushuaia radelnd, gewährt uns Gastfreundschaft. Wir beteiligen uns anteilmässig an den Kosten für die Parzelle. Während dem Berichten und Erzählen meint der sehr gut deutsch sprechende Holländer: „wir fahren jeweils um 8 Uhr los. Schlafen kannst du Zuhause!“ Christian: „Aber das Zelt ist ja unser Zuhause…..und drum wird es bei uns etwas später….“. 
 
Weg zum Hängegletscher


Hängegletscher Colgante
Samstag, 10.11.2012
Heute fühlen sich die Holländer hier auch ein wenig wie Zuhause und starten erst um 10 Uhr….Bei uns wird es wie meist zwischen 10:30 und 11:30. Schon nach kurzer Fahrt steht ein Holzschild am Wegesrand: Agua Minerale. Auf einem Stein, neben der Quelle ist ein Trinkbecher, mit dem man aus der blubbernden Quelle das schmackhafte Wasser schöpfen kann. Wir füllen all unsere Flaschen auf. -  Bis wir die erste Hürde von heute erreichen geht es entspannt durch ein schönes Flusstal  Es folgen die 19 Serpentinen zur sich 560müM befindenden Cuesta de Queulat. Während Katja ein Stück des verschlungenen Pfades „Bosque Encantado“ erkundet, hat Christian wieder etwas an seinen Ortliebtaschen zu nähen. Während der weiteren Talfahrt, sieht Christian für einen kurzen Augenblick einen Puma von der Strasse ins Unterholz verschwinden. Eine imposante Katze!!! 100m später reisst der erst vor ca. 500 km neu montierte Hinterreifen. Beim Wechseln desselben fällt die Antriebskassette plötzlich ab der Nabe. Die Achse ist gebrochen! Sie wurde nur noch vom Schnellspanner zusammengehalten. Nun…Was vorher ging, wird wohl auch weiterhin gehen. Ebenfalls bergab kommt ein junges österreichisches Paar gefahren. Ihre Ausrüstung sieht eher improvisiert aus. - Der Ersatzreifen wird montiert und wir fahren weiter den Österreichern hinterher. Wir quatschen ein wenig und erfahren, dass sie eigentlich nach nur kurzer Planung, aus Neuseeland kommend, auf der Carretera Austral unterwegs sind und sich die Ausrüstung in Puerto Montt zusammenstiefeln mussten. Alle Achtung!   -  Nach dem Abzweiger nach Puerto Cisnes, von da an wieder auf Asphalt radelnd, zelten wir  zwischen der Strasse und dem Fluss auf einem Kieshügel mit wunderbarem Blick auf den Fluss und auf das „kleine Matterhorn“.

Camp "kleines Matterhorn"
Sonntag, 11.11.2012
Das weiterhin wunderschöne Wetter begleitet uns. Die Sonne lässt die Lupinen am Wegesrand intensiv leuchten. Für weitere Kontraste in der Szenerie sorgen Ginster, Fuchsien und ein anderer rotblühender Baum. Via Villa Amenguales, wo wir Mittagshalt machen, geht es auf immer noch seidenfeinem Asphalt durch wunderschöne Landschaft in Richtung Villa Mañhuales. 10 km vor dem Ort, nach einer steilen Abfahrt, rechts neben der Strasse, nach dem Überqueren einer kleinen Hängebrücke, finden wir einen tollen Platz zum Zelten, mit Blick auf’s „Grosse Matterhorn“.
Unser Abend hier wird begleitet von den Tuc-Tuc-Rufen von ganz vielen Weisshalsibissen;wie schön!

Camp "grosses Matterhorn"
Montag, 12.11.2012
Das Einkaufen in Mañhuales gestaltet sich als nicht ganz einfach, weil der Laden mit frischer Ware und Früchten geschlossen ist. Während Christian auf die Räder aufpasst, wird er von einem Passanten angesprochen und auf die „Casas de Cyclistas“ in Südamerika aufmerksam gemacht. Der Passant hat grosse Freude, als Christian sagt: „Ja, ich kenne diese tollen Einrichtungen und weiss auch, dass es in diesem Ort ebenfalls ein solches Haus für Radler gibt.“  Ja das sei sein Haus, meint der Passant. Aber da das Wetter so wunderbar ist, nehmen wir die Gratisunterkunft nicht in Anspruch, fahren weiter und übernachten auf halber Strecke zwischen dem Abzweiger nach Puerto Aysen und Coyhaique im Tal des Rio Simpson.

Nach Mañuales
Dienstag, 13.11.2012
Seit der Verzweigung Puerto Aysen bis nach Coyhaique ist das Verkehrsaufkommen auf der schmalen Betonplattenpiste sehr schwerverkehrslastig und hoch, was den Radel-Genuss sehr einschränkt. Mit ca. 45‘000 Einwohnern ist Coyhaique der grösste Ort an der Carretera Austral und besitzt als einziger auf der Strecke einen Veloladen. Der Besitzer des Hinterhof-Campings nahe der Plaza verspricht uns bis 17 Uhr das hohe Gras gemäht zu haben. Unterdessen besuchen wir den Veloladen, dessen Angebot sehr zu wünschen übriglässt. Nicht nur das Angebot ist dürftig, auch das Fachwissen über  Laufräder, Naben und Speichen hat an einem kleinen Ort Platz. Nach 17:30 ist auf dem Camping das Gras um 2.5Stunden höher gewachsen und der Rasenmäher kaputt. Mañana… Nein nein! Jetzt sofort! Wir verlangen eine Lösung des Problems und müssen diese mit viel Nachdruck einfordern. Schlussendlich wird widerwillig eine grosse Plane hervorgekramt und das Gras damit überdeckt. Um Katjas verflossenen Geburtstag nachträglich zu würdigen, gehen wir heute Abend in ein Restaurant essen. Bei Christian ist die Enttäuschung gross, als es beim Bestellen heisst: heute kein Lamm!. Und dies, obwohl im Reiseführer steht: „In Patagonien steht Lamm meist zuoberst auf der Speisekarte“. Stattdessen gibt’s ein Stück feines Rindsfleisch mit Pommes und Spiegelei und einen Salat.

Mittwoch 14.11.2012
Die Beschwerde Katjas, beim Bezahlen des Campings: „Dieser Platz ist nicht zu empfehlen, weil alles sehr schmutzig ist“ löst lediglich ein Schulterzucken aus. Christian hat sich entschieden doch noch eine Reserve Nabe und Speichen zu kaufen. Leider fehlt die richtige Speichenlänge und es bleibt bei der Nabe. Irgendwie wird es schon gehen. Um 13 Uhr verlassen wir die Stadt in Richtung Süden, weiterhin auf der Nr.7, der Carretera Austral. Unterdessen ist um uns herum kein Regenwald mehr und die Vegetation wieder eher auf trockeneres Klima eingestellt. Der schlussendliche Höhenunterschied von ca. 800m wird durch ständiges Auf und Ab mit angenehmen Steigungen und tollen Abfahrten überwunden. Der letzte Anstieg vor dem Camping an der Laguna Verde, im Reserva National Cerro Castillo bewältigen wir nicht mehr so souverän, will heissen, wir laufen auf dem Zahnfleisch. Eine Packung Kekse, in der Mitte des Anstiegs zu uns genommen, hilft nur für kurze Zeit. Auf dem 6 Plätze umfassenden Platz werden wir von einem freundlichen Guardaparque empfangen. „Euch steht Feuerholz zur Verfügung und wenn ihr warm duschen wollt, müsst ihr den Warmwasserofen bei den Baños einheizen.“ Die sauberen Anlagen sind eine Freude und es funktioniert alles wie es soll. Toll! Jede Parzelle hat einen Kaltwasserhahn, 2 Tische mit Bänken, einmal überdacht, einmal im Freien.

Donnerstag, 15.11.2012
Bevor wir weiter radeln, unternehmen wir eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt mit Blick über die Laguna Verde und die umliegenden Berge. Während dem Weiterfahren treffen wir die Österreicher wieder. Wir quatschen fast eine halbe Stunde, bis wir die ca. 40m neben der Strasse liegenden und widerkäuenden, seltenen „Huemule“ Hirsche  entdecken. Kurz vor dem höchsten Punkt der Carretera Austral mit 1116müM ist für uns Mittagspause und die Österreicher ziehen an uns vorbei. Bei einem Aussichtspunkt an der anschliessenden Abfahrt, mit Blick auf den verschneiten, mit vielen Felstürmen und –Nadeln versehenen Berg Cerro Castillo treffen wir sie wieder. Etwa 1 km ausserhalb des Ortes Villa Cerro Castillo, in nördlicher Richtung, campen wir zusammen mit Hannes und Maria auf dem empfehlenswerten Camping mit sehr schönem und geschmackvoll eingerichtetem Aufenthaltsraum mit Holzheizung und –Herd.

Cerro Castillo
Villa Cerro Castillo
Freitag, 16.11.2012
Nach gemeinsamem Frühstück, bei eitel Sonnenschein, sind die Beiden schneller als wir und fahren schon mal voraus. Wir kaufen ein und nehmen die Verfolgung auf. Wieder auf Schotterpiste erfahren wir uns die wohl schönste Strecke an der Carretera Austral. Das malerische, breite Tal des mäandrierendem Rio Ibañez, die reiche Vegetation und die unerhörten Weitblicke zurück zum Cerro Castillo verzaubern uns. Leider ist gegen Abend wieder alles eingezäunt und wir vier finden keinen schönen, aber einen zweckmässigen Platz zum Übernachten. Er befindet sich gleich neben der Strasse und ein klarer Bach sorgt für Trinkwasser und wir können uns da waschen.

Rio Ibañez
Samstag, 17.11.2012
Maria und Hannes wollen an einer nahegelegenen Lagune frühstücken, um so eventuell den lästigen Sandfliegen an unserem Zeltplatz zu entfliehen und brechen früh auf. Im Tal des Rio Murta, wo es etliche wunderschöne wilde Zeltplätze gegeben hätte, holen wir die beiden wieder ein. Bei Marias Rad hat sich ein Schalthebel gelöst und ist abgefallen. Zum Glück haben die Beiden nichts verloren und der Hebel lässt sich von Christian wieder reparieren. Während dem Mittagshalt angelt Christian ein wenig mit Hannes Ausrüstung im Rio Murta. Leider ohne Erfolg. Am Abend finden wir gemeinsam einen schönen Zeltplatz, am Lago General Carrera, ca. 16 km vor Puerto Rio Tranquillo. Wir sind gerade beim Aufstellen des Zeltes, als ein kleiner dicker Mann angewatschelt kommt und pro Person ca. 2Euro Gebühren kassieren will, da dies sein Grundstück sei. Hm.. da kann jeder kommen und Katja und Christian bezahlen erst mal nichts. Bei Hannes und Maria hat er mehr Erfolg und erhält dem Frieden zu liebe das Geforderte. Als der kleine, rotgesichtige sieht, dass wir keine Anstalten machen uns zu verkrümeln, wird er aggressiv, tritt gegen das Zelt und macht Anstalten gegen Christian boxen zu wollen. Als Christian droht, die Polizei anzurufen, lässt er von uns ab. Bei uns herrscht Ratlosigkeit und wir haben Angst, dass er nachts wiederkommt und unsere Ausrüstung beschädigt. Und er kommt wieder; aber Christian bittet darum, die Angelegenheit zu regeln, worauf er uns ca. 1Euro abnimmt und sich damit zufrieden gibt. Während dem Einräumen unserer Sachen ins Zelt,  meint Christian seinen Namen rufen gehört zu haben und geht zum Strand, von wo der Ruf gekommen war. Hannes hatte einen Fisch geangelt, ihn aber wieder verloren. Da Hannes ein recht unerfahrener Angler ist, bittet er Christian um Rat und will zusehen, wie er angelt. Und schon nach ein paar Würfen biegt sich die Gerte durch. Bald zappelt der Lachs, wir sind zumindest der Ansicht, dass es einer sein könnte, auf dem Trockenen. Nun ist Hannes daran, es Christian gleich zu tun. Nach einer Weile übergibt er die Angel wieder. Erst ein Standortwechsel fördert wieder einen Fisch in die Pfanne. Diesmal ist es eine Regenbogenforelle. Wir haben genügend Fisch für uns vier und es geht ans zubereiten über dem Feuer.

Hannes + Christian am Lago General Carrera
Zu viele Köche verderben den Fisch
Sonntag, 18.11.2012
Im Ort Puerto Rio Tranquillo wollen wir eine Bootsfahrt zu den Marmorhöhlen unternehmen. Nach einigem Warten sind genügend Willige gefunden, um den Preis von ca.50 Euro pro Boot zu teilen und wir stechen in den rauen See. Leider geht es bei den Marmorhöhlen und –Gebilden recht schnell; uns bleibt nicht genügend Zeit, uns sattzusehen. Trotzdem ist dieser Ausflug jedem zu empfehlen, der hier durchfährt. –

Bei den Marmorhöhlen Puerto Tranquillo
Marmorhöhle
Montag, 19.11.2012
Bei schönem Wetter geniessen wir die Fahrt entlang des grössten Sees Chiles, dem Lago General Carrera bis kurz vor El Maiten, wo wir neben der Strasse, dafür mit Seeblick, campen.

Lago General Carrera
Dienstag, 20.11.2012
Auf der heutigen Strecke entlang des Rio Baker, dem wasserreichsten Fluss Chiles, gibt es einige sehr steile Steigungen zu überwinden. Hier macht sich der Achsbruch an Christians Hinterrad sehr stark bemerkbar, weil das kräftige „in die Pedale treten“  ein Schrägstellen des Hinterrads mit entsprechender Bremswirkung an der Bremsscheibe bewirkt. – Etwa 10km vor Cochrane stellen wir unser Zelt knapp vor dem einsetzenden Regen in einer Senke neben der Strasse auf.

Rio Baker
Mittwoch, 21.11.2012
Gegen 10 Uhr hört der Schneeregen auf und wir fahren bei wechselnder Bewölkung und kühlen 12°C auf den Camping y Hospedaje in Cochrane, nahe der Plaza. Hier lassen wir Wäsche waschen, Katja unternimmt einen Stadtrundgang und Christian wechselt die Hinterradnabe aus. Leider sind die Speichen zu lang und Christian hat nicht genügend M4 Unterlagscheiben dabei, um bei jedem Speichennippel genügend unterlegen zu können. Ganz normale M4 U-Scheiben lassen sich in den 2 Eisenwarenläden im Ort aber leider nicht kaufen. Damit die vorstehenden Speichen-Enden den Schlauch nicht verletzen, wird das Rad, zusätzlich zum Felgenband, noch mit ordentlich Heftpflaster tapeziert. Hoffentlich hält das! Nach getaner Arbeit, beim parkieren des Rades, bemerkt Christian einen Bruch der Halterung des Hauptlagers der Federschwinge des Hinterrades. Genau da, wo er die Schwachstelle des Fahrrades vermutet hat. Sch……!!!

Donnerstag, 22.11.2012
Mit Wäscheleine und Holzstücken wird die Hinterradfederung lahmgelegt und das Gebrochene bestmöglich fixiert. Nun ist zumindest klar, welche Route wir nehmen! Da es in Argentinien nur sehr überteuerte Fahrräder und –Teile zu kaufen gibt, fahren wir bis nach Punta Arenas, der nächsten grösseren chilenischen Stadt. -  In der Nähe der Schule bei der Plaza gibt es ein unverschlüsseltes WiFi und Katja liest mit riesengrosser Freude all die lieben Geburtstagsgrüsse, die per Mail angekommen sind. Danke an alle! Beim Zurückkehren auf den Camping sehen wir vor einem Café 4 Räder stehen. Zwei davon mit uns bekannter zusammengestiefelter Ausrüstung. Die Österreicher haben uns wieder. Die anderen beiden Räder mit Top-Ausrüstung gehören zwei jungen Belgiern.

Freitag, 23.11.2012
Draussen ist es windig und 12°C kühl; wir schreiben im Aufenthaltsraum des Campings unseren Blog und trinken wiedermal Mate dazu. Da bei uns in den kommenden Tagen einige Fährfahrten zu bezahlen und unsere Geld-Karten schon am Limit sind, soll morgen die Travel-Cash-Karte zum Einsatz kommen. Zu unserem Glück ist Christians Vater zu Hause und simst auf Anfrage den vergessenen Pin Code. Auch hier: vielen Dank! -  Anschliessend gehen wir Einkaufen und bereiten das Abendessen.

Samstag, 24.11.2012
Wie immer sind die Österreicher die ersten, die das Feld räumen. Bei uns dauert es mit dem nötigen Einkaufen, Benzin tanken und Reifenflicken noch 2.5 Stunden. Bei wechselnder Bewölkung geht es wellenförmig bis auf ca. 400müM. Es folgt eine zum Teil sehr steile Abfahrt in das Tal, eines Zubringers zum Rio Baker. Die Strasse folgt diesem Fluss, an dessen Ufer es etliche schöne wilde  Zeltplätze gibt. Nach etwas mehr als 50 km, neben einem wunderschönen Fischwässerchen (schade sind Hannes, Maria und die Angel noch immer irgendwo vor uns) stellen wir unser Zelt auf.

Sonntag, 25.11.2012
Weiter geht es in besagtem Tal durch sumpfigere Gefilde immer mit Sicht auf die umliegenden meist vergletscherten Schneeberge. Leider scheint heute die Sonne nur selten, so dass das Eis nicht so richtig zur Geltung kommt. Beim Abzweiger nach Caleta Tortel beginnt es zu regnen und wir beschliessen, diese Sehenswürdigkeit nicht zu besuchen und uns die zusätzlichen 44km zu schenken. Wir stellen unser Zelt in der Kiesgrube an der Weggabelung auf.

Montag, 26.11.2012
Durch deutlich grünere Vegetation geht es nach dem Frühstück gleich richtig zur Sache. Es geht auf ca. 430müM hoch, bleibt aber wellig, so dass bis zur Fähre 711 Höhenmeter zusammenkommen. Die sehr starke Bewölkung verheisst nichts Gutes, aber solange wir pedalen bleibt es trocken. Ab Puerto Yungay ist die Fortsetzung der Carretera Austral nur mit der Fähre über den Mitchel Fjord zu erreichen. Die Fährfahrt auf der kleinen Autofähre dauert 45 Minuten und ist gratis. Auf der anderen Seite, bei Rio Bravo, erwartet uns neben der Betonrampe der Fähre ein Aufenthaltsraum mit Toilette. Da es bei unserer Ankunft kräftig regnet, beschliessen wir, hier zu übernachten.

Dienstag, 27.11.2012
Da sich die Lage an der Wetterfront nicht wesentlich geändert hat wird das Nachtlager für heute auch zum Taglager. Bei der Ankunft der 1 Uhr-Fähre halten wir Ausschau, ob die Österreicher und Belgier kommen würden. Und tatsächlich kommen Belgier, aber nicht die mit den Velos, nein es kommen die Belgier mit dem orangen VW Bus, diejenigen, die wir in Cafayate, im Norden Argentiniens, zuletzt gesehen haben. Was für eine Überraschung! Wir quatschen lange und freuen uns auf das gemeinsame Asado in Villa O’Higgins. – Kurze Zeit später kommt die 4 Uhr-Fähre und bringt noch mehr uns bekannte Leute. Maria, Hannes und 3 Engländer, die wir in Puyuhuapi kurz gesehen haben. Die 5 wollen ebenfalls hier übernachten und wir verbringen einen schönen Abend, mit aufklarendem Himmel, am Lagerfeuer.

Anleger Rio Bravo

Mittwoch, 28.11.2012
Wie immer sind die Österreicher als erste reisefertig; auch wir sind heute früh dran und verlassen den tollen Warteraum um 9:15 Uhr. Die ersten 20km im Tal des Rio Bravo sind recht angenehm zu fahren. Dann folgen Anstiege und Abfahrten, wobei die Anstiege mengenmässig in der Überzahl und zum Teil sehr steil sind. Gegen den Nachmittag haben wir wieder wunderbares Wetter, und gegen 16:00 erreichen wir den höchsten Punkt vor Villa O’Higgins mit 430müM. Es folgt eine kurze Abfahrt auf 270müM, bevor es wieder auf 400müM ansteigt. Alle heutigen Anstiege zusammen sind 820 Höhenmeter. Beim letzten Anstieg überholen uns die Engländer. Doch kurz darauf stehen sie mit einem gebrochenen Freilauf etwas ratlos am Wegesrand. Da auch wir nicht weiterhelfen können versuchen sie, den „Patienten“ mit Gummiseilen abzuschleppen und wir fahren ein kurzes Stück weiter, wo wir auf Hannes und Maria treffen, die einen Platz zum Übernachten etwas abseits der Strasse gefunden haben. Nachdem die Engländer auch eingetroffen sind, hat Christian eine Idee, wie den Engländern eventuell geholfen werden kann: wir verbinden die Antriebsritzel des Hinterrades mit Wäscheleine mit den Speichen. So kann Garry zumindest wieder mit den Pedalen antreiben, hat allerdings keinen Freilauf mehr, was bedeutet, dass er auch bergab mittreten muss; aber als ehemaliger Radrennfahrer sollte er das hinkriegen. Wie sich später herausstellt, funktionierte dies bis Villa O’Higgins auch bestens.

Vor Villa O'Higgins
Donnerstag, 29.11.2012
Villa O’Higgins wir kommen! Noch 45km und wir sind im letzten Ort der Carretera Austral. Doch heute erreichen wir den Ort noch nicht, denn ca. 7km vorher, nach der Brücke über den Rio Mayer, steht der orange VW-Bus der Belgier auf einer wunderbaren Wiese, direkt am Fluss. Während Christian das Zelt aufstellt, fahren Nathaniel, Anita und Katja gemeinsam für‘s geplante Asado einkaufen. Die Feuerholzsuche ist hier, anders als in Argentinien, kein Problem und nach einem sehr feinen Abendessen brennt das Feuer bis nach Mitternacht. Der aufgehende Vollmond erleuchtet uns : -) wie schon in Cafayate auch.

Freudiges Wiedersehen
Freitag, 30.11.2012
Nach gemeinsamem Frühstück verabreden wir uns auf der Plaza von O’Higgins. Wir kaufen ein um für den berüchtigten Sumpfpfad nach Argentinien gewappnet zu sein. Wir rechnen mit 2 Tagen für die 22km bis zum Lago Desierto, einen Tag auf dem Schiff von O’Higgins, zum Gletscher O’Higgins und nach Candelario Mancilla und einen Tag bis nach El Chaltén, plus einen Reserve Tag für Unvorhergesehenes. Wir verabschieden uns von Nath und Anita und vereinbaren ein eventuelles Wiedersehen auf unserem Weg in den Norden, denn sie wollen sich nach Weihnachten, die sie in Belgien verbringen werden, auf den Weg nach Kanada machen. – Mit Hannes und Maria fahren wir bis ans Ende der Carretera Austral, zum Anleger des Schiffes, das uns morgen um 8:30 Uhr über den Lago O’Higgins bringen soll. Dort stossen wir mit einem landestypischen Pisco Sour und Christian mit Pfirsichsaft auf das erreichte Ziel an.  Kurz davor gibt es einen Platz, direkt an der Strasse, mit schönem Blick über den See und Morgensonne, auf dem man die Häringe fast nicht in den Boden bringt, aber dennoch zelten kann. Später gesellen sich noch die 2 Fahrrad-Belgier zu uns.

Carretera Austral, das war's
Samstag, 1.12.2012
Während unseres Frühstücks treffen nach und nach all die Fahrradfahrer ein, die wir unterwegs schon gesehen haben, oder von denen wir gehört haben, dass sie irgendwo vor oder hinter uns auf dem Weg sind. Schlussendlich sind es 15 Räder, ein Veloanhänger und ein Kleinbus mit ungefähr nochmals so vielen Wanderern. Beim Aufladen hilft jeder jedem und so können wir fast pünktlich um 8:30, mit Kurs nach  Candelario Mancilla, in See stechen, das wir um ca. 12 Uhr anlaufen, um die Fahrräder abzuladen und andere Touristen, die den Gletscher ansehen wollen, aufzunehmen. Die Fahrt zum Gletscher dauert fast 2 Stunden und geht an ein paar mächtigen Eisbergen vorbei. 300 Meter vor der Abbruchkante des Gletschers, die zwischen 60m und 80m hoch und drei km lang ist, verweilen wir hin und her tuckernd ca. eine Stunde. Der 74 km lange Gletscher kalbt ab und zu kleinere Stücke, aber der richtig grosse Brocken bleibt leider stehen. Die 300 Meter Sicherheitsdistanz müssen eingehalten werden, damit der Kapitän allenfalls genügend Zeit hat, das Schiff richtig in die Wellen zu stellen, falls eben der grosse Brocken kommen würde. Ein Crew Mitglied erzählt von einem Einsiedler und einem Paar, die am Ufer des viertgrössten Sees Südamerikas und mit 860 Metern dritttiefsten Sees der Welt, sehr einsam und abgeschieden hausen. Er erzählt auch, dass es nicht selten vorkommt, dass der sehr starke Wind vier Meter hohe Wellen verursachen kann und, dass bei solchen Bedingungen alle ganz still in den Sesseln des acht Meter langen Schiffes sitzen und beten würden. Auf unserer Rückfahrt schaukelt es zum Glück nur wenig und allgemeine Müdigkeit macht sich breit.  – In Candelario Mancilla nimmt jeder sein Gepäck und die Räder werden beladen. Gemeinsam mit den Fahrradbelgiern sowie Hannes und Maria fahren wir den knappen Kilometer bis zum chilenischen Grenzposten. Da wir die jungen, vor Energie und Tatendrang strotzenden nicht aufhalten wollen, verabschieden wir uns und gehen den Anstieg, auf weiterhin unfahrbarer Strasse, etwas gemütlicher an. Wegen des grossen losen Schotters gestaltet sich selbst das Schieben oft sehr anstrengend, so dass wir meist zu zweit an einem Rad unsere Kräfte wirken lassen. Nach etwa drei km, um ca. 20:00 Uhr ist genug gewirkt und ein Platz zum Campen direkt neben der Strasse gefunden. Wir sehen noch gerade, wie die Österreicher einen Kilometer und etliche Höhenmeter weiter, um eine Felsnase verschwinden.

Vor dem O'Higgins Gletscher
60...80m hoch, immer noch O'Higginsgletscher
Sonntag, 2.12.2012
Nach weiteren ca. zwei Kilometern anstrengendstem Bergaufschieben, sind die meisten Höhenmeter geschafft und die Strasse ist ab jetzt fahrbar. Mit stetem Auf und Ab nähern wir uns der, auf 695müM liegenden Grenze, wo nach 16 chilenischen Strassenkilometern, der argentinische Sumpfpfad beginnt. Es stehen uns die wohl anstrengendsten 7.5 Kilometer unserer Reise bevor! Es geht auf schmalem Pfad durch dichtes Buschwerk, über Stock und Stein, durch wadentiefen Sumpf und durch knietiefe Bäche. Wir müssen oft das ganze Gepäck abladen, Stück für Stück weitertragen und den Anhänger mühseligst irgendwie weiterzerren oder auch tragen. Ach, wären wir bloss nicht so gut ausgerüstet! Für die 7.5 km brauchen wir geschlagene 6 Stunden und kommen geschafft kurz vor 20:oo Uhr beim argentinischen Grenzposten am Lago Desierto an. Die Einreise ist kein Problem, die Weiterreise jedoch schon: Das Schiff, das uns über den See bringen soll und nach Fahrplan eigentlich täglich drei Mal fahren sollte, fährt voraussichtlich erst am Mittwoch wieder. Das Schiff hat solange einen angeblichen technischen Defekt.  Auf der Wiese, neben See und Grenzposten gibt es genügend Warteplätze, wo man das Zelt aufstellen kann.

Sumpfpassage vor dem Lago Desierto, zum Glück sind nicht die ganzen 7.5km so
...und so auch nicht.
Montag, 3.12.2012
Wir schlafen bis um 10 Uhr aus und merken beim Aufstehen jeden Muskel. Nach dem gemütlichen Frühstück möchten wir gerne konkretere Auskünfte, über ein eventuelles Erscheinen des Schiffes und über die Wetterprognose. Leider zu beidem keine weiteren Angaben. Ausser, dass das Mittwochschiff nun auch nicht mehr so sicher fahren würde… Wir verkrümeln uns in unser Zelt, da es zeitweise regnet, und arbeiten an unserem Blog weiter…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen