Von Ayacucho nach Huanuco



Freitag, 9.8.2013
Katja besuchte gestern Nachmittag noch das recht interessante archäologische Museum der Stadt Ayacucho. Hier sind sehr schöne Keramikarbeiten der Wari-Kultur, aber auch von vielen anderen Kulturen die das Gebiet des heutigen Peru bewohnt haben, wie Inka, Chanka und Nazca ausgestellt. -Heute wagen wir die Weiterfahrt in Richtung Huancayo. Unser heutiges Etappenziel ist das 48 km entfernte Huanta. Zuerst einmal geht es aus der Stadt hinaus abwärts entlang des Flusses, später steigt die Strasse an und wir passieren einen kleinen Pass, bevor wir nach Huanta hinabrollen. Im gemütlichen Städtchen suchen wir eine passende Unterkunft und werden fündig in einem alten Herrenhaus aus der spanischen Kolonialzeit. Zum Abend gehen wir in der Polleria im gleichen Haus mal wieder gebratenes Hähnchen mit Pommes und Salat essen. Christian hat wieder einen guten Appetit und verspeist gleich ein halbes Hähnchen mit der doppelten Portion Pommes und Salat, Katja bleibt wie gewohnt bei einem viertel Hähnchen. Huanta ist übrigens auch sehr bekannt für das 7-Korn-Chicha, das wohl nur hier hergestellt wird.

Keramik der Wari-Kultur

Samstag, 10.8.2013
Auf Schotter geht es 30km zuerst mehrheitlich abwärts, anschliessend im steten Auf und Ab bis nach Mayocc. Die schöne Flusslandschaft im sonst sehr trockenen Umland mit vielen Kakteen hat ihren besonderen Reiz. Ab Mayocc rollen wir wieder auf Asphalt bis nach Santa Maria, wo wir, wegen der vielen Beissfliegen, in einem Restaurant zu Mittag essen. Das Menü ist: Nudelsuppe, Reis mit Kartoffeln und einer Hähnchenkeule an einer grünlichen Sauce und kostet 5 Soles (knapp 1.50 €) pro Person. Bis nach Anco, wo es zwei Unterkünfte gibt, bleibt es asphaltiert und wellig und die Route folgt weiterhin dem Rio Mantaro. Die Unterkunft im unteren Teil des Dorfes ist sauber und wird von einer jungen Familie betrieben. Die schon 10 jährige Tochter Lucie ist eine aufgeweckte Bohne und sehr wissbegierig. Um ihr die Welt zu erklären holen wir wieder einmal unsere aufblasbare Weltkugel hervor. Sie zeigt uns ihr Schulheft und prüft, ob wir auch Schulbildung genossen hätten. Es kommen uns allerdings etliche Zweifel, ob das in den hiesigen Dörfern Gelehrte auch wirklich stimmt. Wir lassen es für heute mal gut sein und schieben die Unstimmigkeiten auf Verständigungsprobleme…

Wo sind wir? Und welches ist das höchste Gebirge?
Sonntag, 11.8.2013
Es geht den ganzen Tag dem Fluss entlang, mal ganz dicht beim Wasser, mal hoch drüber. Die Routenführung ist manchmal sehr abenteuerlich und wir vermuten, dass in der Regenzeit der eine oder andere Felsbrocken auf die Fahrbahn donnern wird. Hoch oben an den Bergen kleben die Felder der Einheimischen und überall führen Wege im Zick-Zack die Berghänge hinauf. Um ca. 16 Uhr haben wir genug und wir suchen im Dorf La Mejorada eine Unterkunft. Bei der ersten sollen die Besitzer irgendwann wiederkommen. Die zweite Hospedaje, gegenüber der „Gemeindeverwaltung“, bietet uns ein Durchgangszimmer für 20 Soles pro Person an. Inakzeptabel!! Also fahren wir zur Polizei und fragen dort nach. Die verweisen uns an die Unterkünfte… Unterdessen ist der Besitzer der ersten Unterkunft wieder anwesend. Den Preis für das fensterlose Zimmer, über schmale Treppen erreichbar, wollen wir erst gar nicht wissen. Nachdem wir mit unserer Sucherei 1.5 Stunden verloren haben, fahren wir weiter und finden zum Glück recht schnell einen guten Platz zum Zelten. Hätten wir das früher gewusst… Es ist bereits dunkel bis das Zelt steht, und mit unseren knappen Wasservorräten kochen wir bei Halbmondschein unser Znacht.

Tal des Rio Mantaro
Montag, 12.8.2013
Bis nach Izcuchaca, dem Dorf mit einer schönen Brücke aus der Kolonialzeit, sind es noch ca. 12km und wir kommen noch nicht durstig, aber ohne Wasser an. Nach dem Einkaufen und später an der Strasse bei einer Tropfstelle Wasserfiltern geht es nach 11 Uhr weiter in Richtung Passhöhe Imperial, die laut Angaben im Bike-Buch auf 3890müM liegen soll. Es fehlen also noch gut 1200 Höhenmeter. Also, packen wir’s an! Es hat einige recht steile Passagen dabei, die uns zwingen die kleinste Übersetzung zu gebrauchen. Während wir mühsam hochkurbeln, kommen uns drei Schweizer Radler, aus dem französischen Teil des Wallis entgegen. Nach dem obligatorischen Informationsaustausch fahren wir etwas ausgeruht weiter. Gegen 17:30 ist’s aber fast geschafft. Kurz vor dem höchsten Punkt finden wir einen Zeltplatz. Wir vermuten, dass das 7-Korn Chicha an Katjas Magen-Darm-Beschwerden schuld ist und Christian stellt das Zelt alleine auf….. Trotzdem hat Katja guten Appetit und wir essen die gekochten Spagetti mit Avocado-Tomatensauce restlos auf. Während der Nacht kann Christian kaum schlafen, weil Katja laufend das Zelt verlassen muss.

Aufstieg zum Paso Imperial
Dienstag, 13.8.2013
Nicht sonderlich ausgeruht, aber ermutigt durch die prognostizierte Abfahrt, fahren wir heute etwas später los. Hier oben verteilen sich die Felder wie ein Flickenteppich über die sanften Hügel. Bis nach Huancayo sind es noch 35km und wir haben noch 700 Abwärtshöhenmeter zu gut. Das letzte, flache Stück zieht sich wieder einmal wie Kaugummi durch vermüllte, hässliche Vororte, bis wir endlich in der Stadt sind. Die Hospedaje existiert an der im Reisebuch angegebenen Adresse nicht mehr; zufällig treffen wir ganz in der Nähe der falschen Adresse eine Schweizer Touristin, die in besagter „Casa de la Abuela“ untergekommen ist und uns den Weg beschreibt. Kurz vor dem Ziel sehen wir schon einen jungen Herrn winken. Er heisst Daniel, kommt aus Spanien, ist 36 und auch mit dem Rad unterwegs. Die nette „Abuela“= Oma bittet uns zuerst zum Tee, dann können wir in unser Zimmer einziehen. Mit 70 Soles ist es hier nicht ganz billig, dafür gemütlich, mit Frühstück, und sauber. Wir suchen den von der Abuela empfohlenen Zahnarzt und machen einen Termin für morgen aus, denn um die provisorische Füllung von Ayacucho schmerzt es seit einigen Tagen immer mehr.

Auf dem Paso Imperial
Mittwoch, 14.8.2013
Die Zahnuntersuchung ist schnell gemacht, den Entscheid, ob Wurzelbehandlung für 7 Tage und 360 Soles oder ziehen, wollen wir vertagen. Bis zum Termin morgen, 9:30, bleibt Zeit, sich im Internet die nötigen Infos zu holen. Am Nachmittag gehen wir mit dem spanischen Dani auf den Markt, „Sektion Fahrräder“ und anschliessend noch feine Hähnchenviertel mit Pommes und Salat essen. Zum Dessert gibt es einen leckeren Flan.

Parque de la Identidad, Huancayo
Donnerstag, 15.8.2013
Die Würfel sind gefallen und Christian lässt sich den Übeltäter für 10 Soles entfernen, denn er traut dem Zahnarzt die nötige, sorgfältige Arbeit bei den mangelnden Hygienebedingungen nicht zu. Wir wollen keine 7 Tage hier bleiben und kurze Zeit später den Zahn, wegen erfolgloser Wurzelbehandlung, dann doch ziehen lassen müssen. Nach der dritten Betäubungsspritze verlässt der Zahn nach einigem Widerstand den Mund. Christian ist es etwas schwindlig und später gesellt sich Müdigkeit dazu. Während Katja die nicht sehr sehenswerte Stadt erkundet(jedoch recht nett ist der Parque de la Identidad), schläft Christian fast den ganzen Nachmittag, ohne dass sich die gefürchteten Schmerzen beim „Aufwachen“ der Wunde im Mund einstellen. Am Abend ist geselliges Beisammensein und Essen angesagt. Gemeinsam mit  Dani, Angelina aus der Schweiz und Lory aus den USA bereiten wir das Abendessen zu.

Soo gemütlich, gesellig und fein...
Freitag, 16.8.2013
Das Resultat der Nachkontrolle beim Zahnarzt ist zufriedenstellend. Anschliessend besuchen wir den lebhaften grossen Markt ein weiteres Mal, um noch ein paar Fotos zu schiessen und das Zmittag zu essen: Caldo Cordero = Getreide-Gemüsesuppe mit einem grossen Stück Schaffleisch drin. Mampf. In der Gesundheitsabteilung gibt es neben jeder Menge Kräutern, Tees, Pülverchen und Salben auch gekochte Fledermäuse und Frösche, deren Verzehr gegen Tumore helfen soll. Pferdekopffett zum Einreiben wird gegen Kälteempfindlichkeit angeboten.

Auf dem Markt in Huancayo. Ob Salmonellen wohl ein Thema sind?
Samstag, 17.8.2013
Morgen soll es weiter gehen. Also gibt es noch einiges zu erledigen: Geld abheben, einkaufen, den hier neu erstandenen Reifenmantel montieren, Wasser filtern. Vor dem Einkaufen gehen wir heute wieder auf dem Markt bei der Suppenköchin Myriam essen. Sie freut sich sehr, als sie uns kommen sieht und heisst uns, mit Namen, erneut herzlich willkommen. Beim Einnehmen unserer Mahlzeit stellt sie uns interessiert viele Fragen zu unserer Reise, die wir gern beantworten. Von ihr erfahren wir, dass sie von Montag bis Sonntag jeden Morgen um 7.00 Uhr mit ihren grossen, vollen Suppen- und anderen Töpfen per Taxi zum Markt kommt, um ihre guten Sachen an den Mann oder die Frau zu bringen. Meist sind am frühen Nachmittag ihre Töpfe leer. Nach dem Einkaufen der Zutaten für die morgigen Menus lässt sie sich von einem Taxi wieder nach Hause fahren, denn Myriam besitzt kein Fahrzeug. Der nächste Tag beginnt für sie morgens um 3.00 Uhr, denn dann beginnt sie zu kochen. - Heute treffen neue Gäste in der “Casa de la Abuela“ ein. Es ist eine Familie aus der Schweiz. Stefan und Melinda sind mit ihrer dreijährigen Tochter Yael und ihrem einundeinhalbjährigen Sohn Leandro auf grosser Radreise von Quito nach Ushuaia. Wahnsinn! Wir bewundern sie sehr!

Ihre Suppen schmecken uns sehr
Sonntag, 18.8.2013
Nach der Verabschiedung von der Abuela und den anderen Gästen sind wir gegen 8.30 Uhr endlich wieder auf der Piste. Dank dem GPS finden wir schnell den richtigen Weg aus der Stadt. Unsere Fahrt geht weiter entlang des Rio Mantaro, der hier ein breites Tal bildet. Wir passieren viele kleine Dörfer und treffen nacheinander auf zwei uns entgegenkommende einzelne Reiseradler aus Deutschland.-Christian fühlt sich heute noch nicht so richtig fit. Somit suchen wir um 16.00 Uhr, nach gefahrenen 80 km, einen geeigneten Platz zum Zelten und werden auch fündig.

Mit Kind, Kegel, Velo und Anhänger
Montag, 19.8.2013
Es geht weiter und dabei stetig in angenehmer Steigung bergauf. Denn auf dem Weg von Huancayo  bis Cerro de Pasco sind gut 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Der Rio Mantaro bleibt uns noch immer treu. Bis nach La Oroya geht die Fahrt durch eine interessante Berglandschaft mit vielfältigen Strukturen und Formen. In der Minenstadt La Oroya essen wir zu Mittag. In der Gegend wird Blei, Kupfer und Zink abgebaut und in La Oroya eingeschmolzen. Die Gewinne der Metallförderung gehen meist in die USA oder nach Kanada. Zurück bleibt verseuchtes Trinkwasser und sonstige Umweltbelastung für die Bevölkerung. Bei den hier lebenden Menschen werden viel zu hohe Bleiwerte im Blut festgestellt und Behinderungen von Geburt an treten gehäuft auf. Wir ziehen es vor, das Wasser hier ausnahmsweise mal in Flaschen zu kaufen, statt zu filtern. - Kurz vor Sonnenuntergang finden wir doch noch einen Platz, auf ziemlich genau 4000 müM, zum Zelten. Er hat zwar fliessendes Wasser, ist aber sehr nahe der Strasse und in Gesellschaft von einigen kleinen bewohnten Häusern ohne Strom.

Kurz vor La Oroya
Dienstag, 20.8.2013
Huh, ist das kalt heute Morgen. Als wir erwachen zeigt das Thermometer im Zelt -5°C an, also ist es draussen um die -8°C. Unser Zelt ist mit Raureif überzogen, genau wie die Landschaft ringsum. Trotzdem schälen wir uns um 6.30 Uhr aus unseren Schlafsäcken und beginnen unser Tagwerk (schnell schnell anziehen). Doch zum Glück erreichen uns schon bald die wärmenden Strahlen der Sonne. - Noch vor Junin erreichen wir das Altiplano, das hier um die 4100 müM hoch liegt. Links und rechts der Strasse sehen wir sehr viele Vikuñas in der gelben Hügellandschaft grasen. In Junin machen wir Mittagshalt, bevor wir auf die Schotterpiste, die linkerhand um die grosse Lagune des Reserva National Junin führt, abbiegen. Mit grandiosen Ausblicken auf die Lagune mit vielen Flamingos und anderen Wasservögeln und den dahinter aufragenden Bergen, fahren wir bis hinter das Dorf Ondores und treffen auf einen Aussichtspunkt. Wow, der ist für heute Nacht unser Zeltplatz. Wir geniessen die herrliche Sicht über die Lagune bei Sonnenuntergang und später im Licht des Vollmondes.

Junin Reserva National
Mittwoch, 21.8.2013
Heute führt die Schotterpiste mehrheitlich von der Lagune weg durch die angrenzenden geschwungenen gelben Hügel und an einzelnen Lehmhäusern vorbei. Am Ende der Lagune überquert die Strasse eine kleine Brücke und gibt den Blick frei zu dem in nicht allzu weiter Ferne liegenden Bosque de Piedra = Steinwald von Huayllay und macht uns Lust auf den 25 km weiten Abstecher. Von anderen Reiseradlern haben wir bereits gehört, wie schön es dort sein soll. Also beschliessen auch wir, dorthin zu radeln. Im Dorf Vicco brauchen wir nichts einkaufen und auch kein Wasser bunkern, denn von den Einheimischen erfahren wir, dass es beim „Bosque“ ein kleines Dorf namens Canchacocha gibt, wo alles Notwendige zu haben ist. So ist es auch. Ca. 300 m hinter dem Dorf finden wir sogar eine sehr einfache aber herrlich gelegene Unterkunft in der Steinwaldlandschaft und köcheln zum Abschluss des Tages zufrieden unser Abendessen.

Im Bosque de Piedra; weit und breit der einzige Tourist
Donnerstag, 22.8.2013
Nach dem Frühstück machen wir uns auf, um die weite herrliche Landschaft aus vielfältigen Steinformationen zu erkunden. Beim Auf und Ab erhalten wir immer wieder neue fantastische Blicke über das Meer aus Stein. Es ist ein wundervoller und friedlicher Flecken unserer Erde, und es hat keine Touristen ausser uns und noch zwei anderen, die wir in der Ferne kraxeln sehen. Am frühen Nachmittag zieht ein bedrohlich wirkendes Gewitter auf und der näherkommende Donner mahnt zur Eile; doch bis es dann mal regnet ist es bereits 17.00 Uhr und wir schon seit 3 Stunden in unserer Hütte. Bevor es zu regnen beginnt geht Katja für unser Abendessen einkaufen. Als wir zu Bett gehen funkeln bereits wieder tausende Sterne von einem klaren Nachthimmel.

Für 2 Nächte unser Zuhause; Gewitter im Anzug (dann bring den Anzug in die Wäscherei!)
Freitag, 23.8.2013
Der Himmel hat sich bis heute Morgen wieder bewölkt und ohne Sonne bleiben die Temperaturen frisch. Heute wollen wir die 40 km bis nach Cerro de Pasco fahren, die sich als recht anstrengend herausstellen, weil es 400 Höhenmeter ansteigt und uns eine kalte Brise entgegen bläst. Die Landschaft, die wir durchfahren ist kahl und rau, aber die vielen Lamas und Alpakas scheinen sich hier trotzdem wohl zu fühlen. Cerro de Pasco ist mit 4330 müM eine der höchsten Städte der Welt. Doch bevor wir sie erreichen passieren wir die einst reichste Silbermine Perus mit ihren trostlosen Ansiedlungen. Zu unserer Linken türmen sich Haufen von Ausbruchmaterial der nun bis zu mehreren hundert Meter tiefen Stollensysteme. Heute werden hier auch Kupfer, Blei und Zink abgebaut. - In Cerro de Pasco finden wir im alten Gebäude des Hotel Santa Rosa an der Hauptplaza unsere Bleibe für die Nacht. Kalt ist es draussen, wie auch drinnen, denn Heizungen gibt es trotz der zum Teil sehr kalten Temperaturen in den hoch gelegenen Regionen nirgendwo. Eine gemütliche warme Stube kennen die Menschen hier nicht (ausser im HochsommerJ).  Da wir noch nicht zu Mittag gegessen haben, gehen wir in die nächste Panaderia/Pasteleria, um an der Kuchentheke kräftig zuzuschlagen. Danach besuchen wir mal wieder einen Zahnarzt, denn die Wunde vom gezogenen Zahn will sich nicht schliessen und somit besteht die Gefahr einer Entzündung bis zum Kieferknochen. Der Zahnarzt spült die Wunde mit Salzwasserlösung und gibt eine Masse mit Medikament hinein, welche die Wundheilung unterstützen soll. Diese soll drei Tage in der Wunde verbleiben, jedoch schon nach drei Stunden entfernt sich der „Zement“ beim Spülen des Mundes nach dem Zähneputzen. Alles für die Katz gewesen! Christians Vertrauen in die hiesigen Zahnärzte schwindet dahin.

Durch die Mine (im Hintergrund) ist die Umwelt sowieso belastet, Müll spielt keine Rolle mehr
Samstag, 24.8.2013
Heute stehen wir schon vor 6.00 Uhr auf, denn wir wollen die vorzüglich 120 Abwärts-km bis nach Huánuco schaffen. Somit sind wir auch schon frühzeitig auf der Strasse und los geht`s. Erst einmal noch gut 100 Höhenmeter bergauf, bevor die lange, lange Abfahrt kommt. Von oben werfen wir noch einmal einen letzten Blick auf die pure Trostlosigkeit, die für uns jetzt einen Namen hat: Cerro de Pasco. Und dann geht es fast den ganzen Tag bergab, was auch mal schön ist. In San Rafael machen wir Mittagshalt, nachdem wir mal wieder drei Radler getroffen haben, die auch in Quito gestartet sind und bis nach Ushuaia radeln wollen. Es waren zwei Franzosen und ein Kanadier. Die letzten 20 km vor der Stadt setzen sich im Auf und Ab fort und mal wieder fegt ein kräftiger Gegenwind, nur heute deutlich wärmer. Als wir in Huánuco eintreffen, sind wir von 4420 müM bis auf 1950 müM runtergerauscht. In der quirligen und lauten Stadt erwischen wir leider eine ebensolche Unterkunft. Überall im und um das Hotel lärmt es. Im Hotel laufen zahlreiche Fernseher, die hier in keinem Restaurant, bei keinem Arzt und Zahnarzt und an keinem sonstigen wichtigen Ort fehlen. Zudem ist die Lautstärke meist sehr hoch eingestellt, und das Ausgestrahlte geht uns meist mächtig auf die Nerven. – Perus zahlreiche Hunde haben uns heute mal wieder ganz schön zu schaffen gemacht, denn im Gegensatz zu den bisherigen Ländern, die wir durchquerten, sind die peruanischen Hunde ganz schön aggressiv. Nur mit Stoppen, Anbrüllen und Steine werfen können wir uns gegen sie wehren.

Blick auf Cerro de Pasco
Sonntag, 25.8.2013
Erst beim dritten Anlauf finden wir heute Morgen unser Frühstückslokal mit gutem Kaffee und feinem Gebäck. Nach unserem Frühstück können wir in ein ruhigeres Zimmer des Hotels umziehen. Gott sei Dank! - Heute schreiben wir die Schweizer und die Deutsche Botschaft, sowie unsere Krankenkasse an, ob sie uns einen guten Zahnarzt in Huanuco nennen können. - Zum Mittagessen gehen wir auf den zentralen Markt. Heute gibt es bei uns Pachamanka: speziell gekochter Bauchlappen vom Schwein mit Kartoffeln, Maniok und Salat. Es schmeckt uns gut. Zum Nachtisch kehren wir nochmals in einem Tortenladen ein. Danach unternehmen wir einen Verdauungsspaziergang durch die Stadt, wobei wir immer gut aufpassen müssen, nicht in die Falle kleiner fehlender Kanaldeckel zu tappen.  Diese Fallen sind hier übrigens in den meisten Städten sehr verbreitet. Herumträumen beim Spazierengehen kann schon mal mit einem verstauchten oder gebrochenen Fuss/Bein enden. Um uns herum knattern und hupen die vielen Moto-Taxis um die Wette. Jeder will hier mehr Krach machen als der Andere.

Kitschig, frisch, preiswert und fein
Montag, 26.8.2013
Morgens besuchen wir Zahnarzt Numero 10 auf unserer Reise. Dieser diagnostiziert nach kurzem Reinschauen überhaupt keine Probleme, alles bestens, die Wunde sei nicht entzündet und im Begriff sich zu schliessen. Weil sich Christian aber nicht entsprechend fühlt, wird der Nachbarzahnarzt auch noch konsultiert. Nach gründlicher Untersuchung wird ein Entzündungshemmer/Schmerzkiller und wieder einmal Penicillin verschrieben, allerdings nur für 3 Tage… Weil die Verunsicherung gross ist, befolgen wir den Rat der schweizerischen Botschaft, suchen die Schweizer Mission in der Stadt auf und erfragen uns dort eine Adresse eines zuverlässigen Zahnarztes. Doch der zuverlässigste sitzt in Lima… Der in Huanuco ansässige kommt mit derselben „Nichtuntersuchung“ wie Zahnarzt Nr. 10 zum selben Resultat wie dieser. Trotzdem beschliessen wir, die antibiotische Behandlung zu machen. Zu gross ist die Gefahr, dass sich der Kieferknochen entzündet. Bei Zahnarzt Nr. 12 lernen wir im Wartezimmer einen netten Juristen kennen, der uns für morgen Nachmittag zu sich nach Hause einlädt, um seinen Garten zu besichtigen und ein wenig zu berichten.

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