Von Concordia nach Panambi

Montag, 26.3.2012
Nach 4.5km zermürbender Fahrt auf einer Schlammpiste und einigen km auf Asphalt ist der Grenzübergang nach Uruguay schnell erreicht, ein Weiterkommen mit dem Fahrrad aber nicht möglich, weil verboten. Die Grenzformalitäten sind keine Hürde, jedoch einen Pickup zu finden, der uns mitsamt den Velos über die Brücke des Salto Grande Staudamms mitnimmt. Schon unsere zweite Anfrage ist erfolgreich und wir werden grad bis nach Salto mitgenommen. Zu unserer grossen Überraschung findet sich sofort eine Wechselstube, die sogar unsere Teuros umtauscht. Nach dem Einkaufen fahren wir die paar Kilometer südwärts zu den Termas de Dayman. Am Abend geniesst  Katja das heisse Wasser in den Becken des Bades bei kalten Lufttemperaturen von ca 9°C, denn derzeit weht ein kalter starker Wind von Süden.

Zum Glück nur 4.5km

Dienstag, 27.3.2012
Bei sonnigem Wetter und angenehmen 20°C kurbeln wir in Richtung Norden auf sehr ruhigen uruguayischen Strassen. Anfangs passieren wir einige Zitrusplantagen; später geht die Landschaft in Pampa über. Auf den Strassen sehen wir recht zahlreich, schwarze, grosse, behaarte Spinnen, von denen wir noch nicht wissen, ob diese uns eventuell gefährlich sein können. Auch sehr zahlreich und vielfältig sind die Vogelarten, die wir zu Gesicht bekommen, unter anderem auch viele Nandus, straussenähnliches Federvieh. Am Abend landen wir wiederum bei Termen, die sich bei den abendlichen kalten Temperaturen erneut geniessen lassen.



Nandus

Der Körper ist ca. faustgross

Mittwoch, 28.3.2012
Entgegen dem Rat der Rezeptionistin der Termen, wagen wir den Ritt auf einer Schotterpiste in Richtung Bella Union, im Dreiländereck Argentinien, Brasilien und Uruguay. Obwohl solche Pisten schwerer zu fahren sind, geniessen wir die Abgeschiedenheit und die schier unendlichen Weiten. Kurz vor „Baltasar Brum“ sehen wir nach nur 40km radeln eine Art Camping, ohne Sanitäre Anlagen. Wasser lässt sich aber aus den vorüberfliessenden Bächen filtern und Büsche gibt es genug.


In Uruguay

Donnerstag, 29.3.2012
In Baltasar Brum gibt es ein paar Läden und viele freundliche und hilfsbereite Menschen. Nach Lebensmitteleinkauf, Anhängerreparatur und Fotostunde (wir scheinen die Attraktion des Monats zu sein, in diesem einsamen Nest im Nirgendwo) geht es nach Bella Union, der Hauptstadt des nationalen Zuckerrohranbaus. Auf dem Gratiscamping im Norden der Stadt am Rio Uruguay ist es sehr ruhig, aber es liegt auch ziemlich viel Müll herum.

Freitag, 30.3.2012
Die am Morgen anrückende Putzkolonne, die die Aufgabe hat, die Anlage für Ostern vorzubereiten, gibt uns die wichtige Information, dass die Möglichkeit besteht, mit einer Fähre nach Argentinien einzureisen. So ersparen wir uns den Aufwand des Geldwechselns für den kurzen Weg durch Brasilien (ca.100km). Also tauschen wir wieder in einer Wechselstube alles Bargeld in Argentinische Pesos um und erwischen grad noch die Fähre um 14:00. Da das Boot eigentlich nur für Personentransport ausgelegt ist, sind einige Treppen zu überwinden. Aber mithilfe der anderen Passagiere ist das kein Problem. Auch beim Ausladen nimmt jeder irgendwas von uns mit und am Schluss ist alles auf einem Haufen beisammen. Nach einigem Warten erhalten wir den Einreisestempel in unsere Pässe und machen uns auf Campingplatzsuche. Beide im Ort sind eigentlich geschlossen, beim einen wird aber gearbeitet und wir erhalten sogar die Schlüssel, um die Servicios auch während der Nacht benutzen zu können.

Fähre nach Monte Caseros

Samstag, 31.3.2012
Die gestern erhaltene Einladung zum Frühstück fand aus irgendwelchen Gründen nicht statt. Wir warteten vergebens auf den Einlader, der uns zu seinem Haus führen sollte. Deshalb nehmen wir die Strecke nach Libertad viel zu spät in Angriff, es ist wieder unerträglich heiss und zudem ist die Schotterpiste eher eine sehr tiefe Sandpiste. Nach Libertad erfreuen wir uns einer festgefahrenen Lehmpiste und wir kommen gegen Abend doch noch gut voran. Kurz vor dem Einnachten finden wir doch noch einen Platz zum Zelten: beim Jockey-Club von Curuzu Cuatia.

Sonntag, 1.4.2012
Am Morgen folgt das böse Erwachen: zwei freundliche Herren verlangen von uns um 7:00 das Eintrittsgeld für die heute stattfindenden Pferderennen. Wir handeln eine Galgenfrist von einer Stunde aus, um zu verschwinden. Kurze Zeit später erhalten wir Bescheid, dass wir uns nicht beeilen müssen. Das Gelände bevölkert sich langsam, Klapptische und –stühle werden aufgestellt und es wird kräftig an den Mate-Tee- Kalebassen genuckelt. Über der Glut, auf dem ca. 4 Quadratmeter grossen Rost, braten schon riesige Mengen Fleisch.
Auf der Ruta RN119 geht es durch Gluthitze und unendliche Weiten bis nach Mercedes, wo wir bei einem Kleinbauern am Rande der Stadt, inmitten des Viehzeugs unser Zelt aufschlagen. Unterwegs, als wir endlich glaubten, ein schattiges Mittagsplätzchen beim überdachten Eingangstor einer Estancia gefunden zu haben, werden wir kurz nach unserem Eintreffen von sehr aggressiven Bienen attackiert und auch öfters gestochen, so dass wir fluchtartig die Gastfreundschaft der Estancia dankten.

Montag, 2.4.2012
Wir kaufen für 2 Tage ein und nehmen die Schotterpiste zum Nationalpark Ibera unter unsere prall gepumpten Pneus. Die ersten 40km sind geteert oder gut befahrbare Baustelle. Aber dann, liebe Leute, dann begann das sich Vorwärtskämpfen im Schneckentempo bei ca. 35°C im Schatten. Die Steine auf der Strasse sind sehr gross oder es ist sehr sandig, was uns eine Höchstgeschwindigkeit von 10km/h erlaubt. Unterwegs fragen wir für Trinkwassernachschub und am Abend auf einer Estancia um die Erlaubnis auf dem Gelände zu campen und dürfen sogar im „Garten“, das heisst, viehfreie Zone, residieren.

Freundlicherweise 7 Liter Wasser erhalten

Dienstag, 3.4.2012
Die letzten 50 km zum Nationalpark gestalten sich als absolut schwierig zu fahren. Nach 5.5h Fahrzeit kommen wir erschöpft auf dem kleinen aber sehr feinen Campingplatz von Carlos Pellegrini, an der Grenze zum Nationalpark gelegen, an. Dieser Nationalpark schützt ein grosses Sumpfgebiet mit mehreren Lagunen und ist grösstenteils unzugänglich.

Mittwoch, 4.4.2012
Ruhetag, Wäsche waschen, einkaufen, Blog schreiben und am Abend machen wir einen Bootsausflug in die Lagune. Solche zweistündige Bootsausflüge werden morgens ab 8Uhr und abends ab 17 Uhr angeboten. Wir haben Glück, denn heute Abend sind wir die Einzigen bei diesem Anbieter. Nach Registrierung der Besucher, geht es im acht Personen-Motorboot in abgelegenere Regionen der Lagune Ibera. Die Artenvielfalt auf engstem Raum ist riesig: Sumpfhirsche, Capybaras, Kaimane, Schwarzadler, Reiher und viele andere Vogelarten.

Die 4-Beiner sind Capybaras

Schwarzer Kaiman

Donnerstag, 5.4.2012
Kurz nach dem Aufstehen, beim Zubereiten des Frühstücks legt das, schon seit 6Uhr wetterleuchtende Gewitter richtig los. Die ersten paar Windböen fegen alles was nicht niet-und- nagelfest ist mit unheimlicher Wucht weg. Zu diesem Zeitpunkt wären wir besser ins Zelt gegangen, denn der anschliessende Regen kommt fast horizontal daher und unser Unterstand nützt gar nichts. Ein paar Zelte unserer Mitcamper fliegen während des Sturms an uns vorüber.
Am Nachmittag zeigt sich schon wieder die Sonne und jedermann versucht irgendwie seine nassen Sachen zu trocknen. Im späteren Nachmittag machen wir uns auf, die zwei nahegelegenen Lehrpfade durch den subtropischen Wald zu begehen. Dabei sehen wir noch ein paar der hier lebenden Brüllaffen. Der Blick auf die morgen zu befahrende Strasse lässt schlimmes erahnen.


Brüllaffe

Freitag, 6.4.2012
Unsere Ahnung wird voll bestätigt und uns wird schnell klar, dass wir die 140 km nordwärts niemals in den vorgesehenen drei Tagen schaffen werden. Eine schlimmere Sandpiste haben wir noch nirgends gesehen und wir glauben, dass es keine Rolle spielt, ob sie trocken oder nass ist; tiefes Einsinken ist garantiert. Von 11 Uhr bis 16:30 Uhr bewältigen wir unter grösster Anstrengung magere 34.5 km. Beim Platzmachen für einen von hinten herannahenden Pick-Up verliert Katja das Gleichgewicht und fällt hin, worauf der freundliche Fahrer anhält und uns anbietet mit ihm mitzufahren. Da brauchen wir nicht lange zu überlegen, schnell ist alles aufgeladen. Die restlichen 110 km kommen uns trotzdem noch wie eine Ewigkeit vor. Nach dem Erreichen einer normalen Strasse, wird ein Campingplatz für uns gesucht, gefunden und wir abgeladen. Muchas gracias!!!!!!




Samstag, 7.4.2012
Heute kommen wir auf der Asphaltstrasse RN120 zügig in Richtung der brasilianischen Grenze voran. Die Route Nr. 2 entlang des Rio Uruguay in Richtung Iguazú ist uns wärmstens empfohlen worden. Für heute halten wir in „Colonia Liebig“ und Campen auf dem Grillplatz „Municipal“.

Sonntag, 8.4.2012
Die hügelige Landschaft vom Bundesland Misiones verlangt einiges von uns, entschädigt aber mit malerischen Ausblicken. Die rote Farbe der Erde bildet einen schönen Kontrast zur sehr grünen Umgebung, welche von Maté Tee (Ilex paraguariensis….. ) Plantagen durchzogen ist. Hier wird der Grossteil des Maté angebaut und verarbeitet. Auch wir lassen uns vom nationalen Maté-Teetrinken anstecken und kaufen uns die dazu nötige Ausrüstung. Die wichtigen Vitamine und Mineralien können wir bei dem schlechten Früchte- und Gemüseangebot sicher gut gebrauchen und der hohe Koffeingehalt wird uns sicher über manchen Hügel hinweghelfen. Am Abend dürfen wir nach kurzem Vorstellungsgespräch in einem privaten Garten in der Nähe von Itacaruaré campieren.

Mate-Tee Anbau

Montag, 9.4.2012
Die Strecke führt weiterhin durch die Hügel und lässt sich sehr gut radeln. Die rücksichtsvollen motorisierten Verkehrsteilnehmer und deren spärliches Vorhandensein lassen uns den Ritt geniessen. Was die Freude etwas trübt, sind die immer stärker werdenden Schmerzen in Christians rechtem Knie. – Der Letzte Anstieg vor Panambi ist am Anfang sehr steil und zieht sich nach kurzen abfallenden Passagen schier endlos hin. Die 6 km Abfahrt ins kleine Dorf mit 2 Campingplätzen, ein paar Läden und einigen Wohnhäusern, sind dann die Krönung der heutigen Etappe. Auf dem sehr schön gelegenen, fast ausgestorbenen Camping Municipal treffen wir ein Berliner-Rentner Ehepaar, das regelmässig in Argentinien überwintert. Nach kurzem Gespräch werden wir zum Abendessen eingeladen. Während dem Zeltaufbauen besucht uns noch eine kleine Reisegruppe mit ausgewanderten Schweizern, die seit über 60 Jahren hier leben und sich ein noch recht „urchiges“ Luzernerdeutsch bewahrt haben.  – Manfred und Gudrun, die netten Berliner, die im Motorhome mit der Möglichkeit zu backen unterwegs sind, laden uns nach einem vorzüglichen Abendessen auch noch grad zum Frühstück mit frischem Sauerteigbrot und allem Drum und Dran  ein. Das Argentinische Papier-Weissbrot schmeckt uns immer weniger, so dass wir auch diese Einladung mit grosser Freude annehmen.

Dienstag, 10.4.2012
Da für heute grosse Regenfälle angekündigt sind, nehmen wir die schwachen Schauer am Morgen zum Anlass, für heute einen Ruhetag zu beschliessen. Es bleibt aber bei den paar Tropfen und wir verpassen einen kühleren idealen Fahrtag. Verpassen??? Nach dem wunderbaren „Zmorge“ folgt die Einladung zum Abendessen! Uns geht es wieder mal richtig gut! Der gemeinsame Einkaufsbummel wird mit einem Teilerfolg abgeschlossen, da in allen 4 Läden die gesuchte, hier sonst verbreitet zu kaufende Kürbisart nicht aufzutreiben ist. Eventuell mit der Lieferung am Nachmittag, d.h. nach 16 Uhr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen